nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Fotos zu diesem Reisebericht
Adiós Argentina
Reisebericht vom 28.04.2006 bis 22.05.2006, Argentinien
Highlights: Salta, Cafayate, Villa General Belgrano, Buenos Aires, Tigre

Zum Abschluss unserer Argentinen-Tour möchten wir unbedingt noch den Norden, d.h. Salta und die Umgebung erkunden. Danach soll es nach Bolivien gehen. Aber das Schicksal hat uns einen anderen Weg bestimmt: Wir müssen einen Umweg nach Buenos Aires einschlagen und unsere Reiseroute komplett umkrempeln.

Das hätte auch anders ausgehen können...

Nach den Thermen von Fiambala machten wir uns auf in Richtung Cafayate. Doch zuvor galt es die berühmte „Ruta 40“ zu bewältigen. Kurz bevor die Ripiopiste begann machten wir noch einen kurzen Tankstopp. Und an diesem Ort geschah für uns etwas Unglaubliches. An dieser Tankstelle konnten wir nicht mit Kreditkarte zahlen und deshalb besorgte Roger ein anderes Portemonnaie mit Bargeld. Während dieser Zeit muss uns irgendwie das andere Portemonnaie heruntergefallen sein, auf jeden Fall haben wir es nicht einmal bemerkt. Kurze Zeit später, wir wollten gerade losfahren, kommt ein Mann auf uns zu. Seiner Aufmachung an würden wir ihn als „Bettler“ bezeichnen. Wir dachten uns auch sogleich, der fragt uns jetzt bestimmt nach einer „Moneda“. Er schaute uns an und meinte: Ist das euer Portemonnaie? Ich habe es dort drüben gefunden und möchte es euch zurückgeben. Wir waren so sprachlos, erstmals dass wir den Verlust nicht einmal bemerkt hatten und vor allem darüber, dass dieser Mann so ehrlich war und es uns zurückbrachte. Im Geldbeutel befanden sich Kreditkarten und auch ein paar Dollars, und nicht ein Rappen fehlte. Unglaublich, wir wollten uns natürlich bei diesem korrekten Finder bedanken aber so schnell wie er gekommen war verschwand er auch wieder, wie aus Geisterhand. Wieder einmal mehr hatten wir Glück oder „Suerte“ wie man hier so schön sagt.

Unterwegs auf der „Ruta 40"

Nun waren wir bereit für eine erneute Begegnung mit der „Ruta 40“. Einheimische meinten zu uns, diese Strasse ist holprig und nicht in einem besonders fahrspassänhlichen Zustand. Ja ja ist schon gut, wir haben leider keine Alternative. Und so war es auch, es schüttelte uns durch und durch, Wellblech pur. Als wir am Abend ein lauschiges Plätzchen in der Wildnis fanden, schaukelten unsere Beine immer noch weiter. Wie es doch bekanntlich heisst, desto übler der Weg umso schöner die Landschaft. Das stimmte wieder einmal mehr. Wir fuhren vorbei an meterhohen Kakteen, sahen einige Schlangen eilig über den Weg huschen und machten auch Bekanntschaft mit unserem ersten Skorpion.

Unseren nächsten Stopp legten wir bei den „Ruinen“ von Quilmes ein. Da Mario und Steffi diese bereits besichtigt hatten fuhren sie weiter nach Cafayate, dort wollten wir uns dann am Abend wieder treffen. Roger und ich machten uns auf zur Besichtigung. Von den Ruinen sieht man leider nur noch die Grundmauern, jedoch geniesst man vom obersten Punkt einen Überblick über das riesige Areal. Wie viele indigene Einrichtungen trägt auch diese Ruine ein trauriges Schicksal. Quilmes ist Vielen lediglich als „argentinisches Bier“ bekannt. Im Örtchen Quilmes lebten früher Indios, die verfolgt und ausgerottet wurden. Diejenigen welche Überlebten schickte man auf den weiten Weg nach Buenos Aires. Lediglich ein paar Wenige kamen in der Grossstadt an, die Meisten starben unterwegs an Erschöpfung oder an Krankheit.

Von Quilmes ist es nur noch ein Katzensprung nach Cafayate. In diesem kleinen Städtchen verweilten wir nur einen Tag da wir noch den Circuito nach Salta fahren wollten. Wir entschlossen uns als Erstes die Erdstrasse via Cachí nach Salta zu nehmen. Den anderen Teil werden dann Roger und ich alleine machen. Die Landschaft sah eigentlich nicht anders aus als die tagszuvor. Erst ab Cachí änderte sich die Gegend schlagartig. Sahen wir zuvor noch tausende von Kakteen befanden wir uns kurze Zeit später in einem nebelverhangenen Regenwald. Gegend Abend trafen wir dann in Salta, der drittgrössten Stadt Argentiniens, ein. Da sich Salta nur wenige Kilometer von der bolivianischen Grenze befindet, sieht man bereits hier viele Auswirkungen der Bevölkerung Boliviens: Sehr viele Indios auf den Strassen, farbenprächtige Marktstände und Produkte, welche aus ihrem Land stammen.

Salta – Vamos a bailar!

Noch am selben Abend stürzten wir uns gleich ins Nachtleben von Salta. Dazu gehört mitunter ein Besuch einer Peña. In einer Peña treten verschiedene lokale Musikgruppen auf, welche vorwiegend traditionelle andine Volksmusik spielen. Wir fanden ein schönes Lokal. Nachdem sich alle Gäste vorstellen mussten waren die „Suizos“ natürlich wieder die Unterhaltung des Abends. Zusammen mit Mario und Steffi genossen wir es einmal mehr zu erleben, wie die Argentinier feiern. Ziemlich schnell kommt man ins Gespräch mit dem Nachbar und dann geht’s auch nicht mehr lange, bis man das Tanzbein schwingen muss. Vor einer lachenden Menge hüpft man irgendwie hin und her, um was genau für einen Tanz es sich dabei handelte weiss ich leider nicht mehr. Wir halten durch bis morgens um Vier Uhr, dann müssen wir kapitulieren und fahren mit dem Taxi zurück.

Grillmarathon

Die letzten Tage in Salta verbringen wir noch zusammen mit unseren Reisekumpanen. Leider heisst es hier vorerst Abschied nehmen. Die Schwester von Steffi kommt nach Bolivien und daher müssen sie sich beeilen, damit sie pünktlich in Sucre eintreffen. Aber was gehört für uns mittlerweile zu einem Abschied dazu? Richtig, natürlich ein Abschieds-Asado. Das soll diesmal nicht anders werden. Jedoch möchten Mario und Roger einen neuen Grillrekord aufstellen. Zusammen gehen wir einkaufen, 4,2kg Fleisch besorgen die Beiden (für 4 Personen inkl. 1 Vegi).

Es ist Sonntag, stark bewölkt mit Nieselregen und eiskalt. Aber wir sind mittlerweile „Hardcore“ Camper geworden, das schreckt uns also nicht ab. Dem Grillspass steht nichts mehr im Weg. Um 12 Uhr wird angefeuert, um 24 Uhr das letzte Stück Fleisch verspachtelt. Unglaublich aber wahr, wir grillten während 12 Stunden. Gut eingepackt sassen wir draussen und verbrachten den Tag mit essen, jassen, essen und wieder jassen. Die anderen Gäste schmunzelten bereits und meinten: Bald macht ihr den Argentiniern mit ihrer Parrilla Konkurrenz.

Mario und Steffi planten ihre Abreise für Montag, schlussendlich wurde es Donnerstag. Fast 6 Wochen reisten wir zusammen mit den zwei Bernern und erlebten eine wunderbare Zeit, daher fiel das „Tschüss“ zu sagen auch nicht einfach. Aber wir wissen, sollte es mit einem Wiedersehen auf dieser Reise nicht klappen, dann an Sylvester 07 auf jeden Fall. Wir freuen uns jetzt schon darauf. An diesem Tag fuhren auch Roger und ich los, wir wollten noch den zweiten Teil des Rundweges über Cafayate machen. Wir schlängelten uns durch Schluchten, die in verschiedenen Rottönen schimmerten. Die Vielfalt der Landschaft ist wirklich unbeschreiblich.

Was ist bloss mit Gaucho los?

Was uns jedoch etwas beunruhigte war ein komisches Geräusch im Auto das vom Getriebe her zu kommen schien. Es fiel uns schon in Mendoza auf, als wir darauf den Landy prüfen liessen konnte man jedoch nichts feststellen. Nun wurde das „kaffeemahlende“ Geräusch jedoch immer lauter. Da wir sowieso wieder den Weg zurück nach Salta planten, wollten wir dort eine Garage aufsuchen. Wir wurden jedoch nicht fündig. Im Forum des Landroverclubs Argentiniens fragten wir nach Rat. Verschiedene Leute versuchten uns zu helfen, jedoch teilte man uns mit dass es in Salta nicht unbedingt eine Werkstätte geben würde, welche sich mit unserem Autotyp auskennen würde. Es gäbe jedoch ein deutsches Reiseunternehmen, die Touren mit Allradfahrzeugen anbieten, wir sollen doch mal da nachfragen. Gesagt getan, wir liefen in die Stadt und suchten das Reisebüro Movi-Track auf. Der Besitzer, Frank Neumann war nicht da, aber wir erhielten seine Telefonnummer. Also, rufen wir ihn mal an. Wir verabredeten einen Termin für den nächsten Tag, dann würde er sich das Auto ansehen. Es war wirklich toll, während drei Stunden nahm er sich für uns frei und fuhr mit uns herum, kroch unters Auto, checkte es in allen Bereichen. Er fragte uns: „Hattet ihr in letzter Zeit einen Ölwechsel gemacht?“ Ja das stimmt, in Mendoza wechselten wir noch alle Öle. Da könnte das Problem sein, er vermutete dass wir falsches Öl bekommen haben. Möglich wär’s, das Geräusch stellten wir auch das erste Mal in Mendoza fest. Aber was sollen wir nun tun? Etwas ratlos waren wir schon. Er überlegte eine Weile und meinte: Das Einfachste wäre wenn ihr nach Buenos Aires fahrt, dort soll es die beste Landrover-Garage von Argentinien geben, ja das stimmt, diese kennen wir. Aber das liegt nicht gerade auf unserer Route. Er erklärte uns, wenn ihr das Getriebe herunternehmen müsst, das ist eine heikle Angelegenheit. Zudem braucht ihr Ersatzteile, welche ihr hier in Salta sicherlich nicht bekommen werdet. Also ihr müsstet diese Teile so oder so von Buenos Aires bestellen. Zudem hätten wir noch ein paar andere Sachen zu erledigen, wo wir auch Original-Teile bräuchten.

Plan B – Kurskorrektur um 180º

Eine mehr oder weniger schlaflose Nacht lag vor uns. Wir hatten zwei Möglichkeiten, entweder fahren wir nach Santa Cruz (Bolivien), denn dort soll es auch eine Allrad-Garage geben oder wir fahren wieder runter nach Buenos Aires. Tags darauf telefonierten wir mit der Garage in Buenos Aires, ja die Ersatzteile welche wir bräuchten hätten sie an Lager. Das tönt schon mal gut und vor allem das Wichtigste für uns, Roger kann bei der Arbeit dabei sein, das ist nicht bei jeder Garage möglich. Buenos Aires klang für uns etwas sympathischer als Santa Cruz, vor allem auch da wir nicht wussten wie lange wir dort bleiben müssen. In Bolivien hätten wir zudem nur eine visumsfreie Aufenthaltsgenehmigung von 30 Tagen, das könnte knapp werden.

So schnell können die Pläne über den Haufen geworfen werden, deshalb ist es besser wenn man gar keine Pläne hat. Am letzten Tag vor unserer Abreise verabredeten wir uns am Abend noch mit Frank zum Nachtessen. Wir verstanden uns super und er war uns eine grosse Hilfe, vielen Dank Frank. Zusammen gingen wir in ein Restaurant, wo noch hausgemacht wie zu andinen Zeiten gekocht wird. So kam es dann auch dass ich zur Vorspeise einen Blumenstrauss, zum Essen versteht sich, bekam (Tulpen- und verschiedene Margritenblätter an einer Salatsauce). Sah hervorragend aus, schmeckte auch nicht schlecht. Also, wenn zu Hause die Salatpreise mal wieder steigen, es geht auch prima mit Tulpen aus Amsterdam. Roger erfreute sich an einem grossen Stück Lama-Filet. Dieses Fleisch ist eine Rarität und kann nur in ganz wenigen Restaurants bestellt werden.

In grossen Schritten südwärts

Tagsdarauf machten wir uns auf den langen Weg nach Buenos Aires. Zuvor wechselten wir nochmals die Öle aus, damit nicht noch mehr kaputtgehen kann. Wir fuhren ziemlich zügig hinunter, legten einen kurzen Stopp in Villa Gral Belgrano ein, einer deutschen Kolonie. Den Ort nutzten wir vorwiegend um uns mit feinen Schleckereien einzudecken. Nach 10 Monaten bekamen wir das erste Mal wieder ein dunkles Pfünderli, es war wie Ostern und Weihnachten gleichzeitig. Aber auch der Ort selber ist einen Besuch wert. Extrem touristisch, sehr gepflegt und man hat wirklich das Gefühl ein kleines Stück Deutschland vorzufinden.

Wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Reise angelangt – Buenos Aires

Nach sechs Tagen erreichten wir Buenos Aires. Für die Zeit während wir unserem Auto eine Wellness-Woche gönnen können wir das Appartement von Betty mieten. Wir waren richtig glücklich dass alles so wunderbar klappte, dass wir problemlos den Weg zurücklegen konnten. Am anderen Tag brachten wir das Auto in die Garage. Seid Tagen wird jetzt an unserem Landy herumgeschraubt. Bei der „NAVAS“ haben wir wirklich das Gefühl dass unser „zu Hause“ gut aufgehoben ist. Roger und ich nutzen den Aufenthalt in der Stadt auch um uns auf das nächste Stück unserer Reise vorzubereiten. Wir kaufen neue Strassenkarten, besorgen uns einen Brasilien-Reiseführer. Zudem müssen wir nun noch eine neue Sprache lernen, Portugiesisch steht auf dem Programm.

Trotz der knappen Zeit wollten wir noch unbedingt einen Ausflug in den „Tigre“ machen. Monika, die Schwester von Betty, begleitete uns einen Tag lang und zeigte uns einen anderen Teil von Buenos Aires. Im Tigre, das unter anderem auch als Venedig Südamerikas bekannt ist, unternahmen wir eine Bootstour und fuhren an den vielen kleinen bewohnten Inseln vorbei. Das Wetter war herrlich und wir genossen die letzten warmen Sonnenstrahlen, denn in Buenos Aires kehrt langsam der Winter ein.

Adiós Argentina – Un país más que espectacular

Buenos Aires bedeutet für uns nun auch vorerst Endstation unserer Argentinien-Reise. Ein paar Monate verbrachten wir in diesem wunderbaren Land. Viele können sich vielleicht nicht vorstellen wie man so lange Zeit im selben Land verbringen kann. Aber Argentinien ist riesig und besteht keineswegs nur aus „Pampa“. Aber es ist nicht nur die Faszination der Landschaft, vielmehr sind es auch die Begegnungen mit den Menschen. Unser Reisestil hat sich mittlerweile sehr geändert, wenn wir anfangs mehr daraus auswahren die Sehenswürdigkeiten eines Landes zu betrachten, bedeutet uns nun ein Nachtessen mit einem Einheimischen wesentlich mehr. Für uns wird Argentinien immer eine Reise wert sein.

Die nächsten Reisepläne? Haben wir eigentlich gar nicht. Doch unsere Reise geht nun weiter nach Uruguay, von wo wir dann einen Abstecher nach Brasilien in den Pantanal machen werden.