nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Out of (South)Africa!
Reisebericht vom 25.04.2011 bis 23.05.2011, Südafrika
Highlights: Kapstadt und Kapregion, Südküste, Swellendam, Bontebok Nationalpark, Warmwaterberg Springs, Cango Caves, Swartberg, Oudtshoorn, Cedarberg Nationalpark, Westküste

Afrika, wir kommen! Nach 3 Wochen Thailand und 10 Tagen zu Besuch in der Schweiz, besteigen wir gespannt den Flieger. In unseren Koffern stapeln sich 20 Kilo Reisebücher, Naturführer, Sachbücher, Ersatzteile und ein paar andere Dinge, die uns für die nächste Etappe nützlich sein könnten. Noch keines der Bücher konnten wir bis jetzt genau anschauen und so reisen wir nun ohne eine Ahnung an einen Ort, der bis jetzt noch nicht mehr als ein Name auf der Weltkarte für uns ist: Südafrika.

Kapstadt überrascht uns mit schönen Bauten, Alleen, einer Restaurantkultur wie in Europa und nirgends finden wir nur ein Fetzelchen Abfall auf den Strassen. Hier unten gehört Afrika den Weissen und die Zweiklassengesellschaft ist nach wie vor unübersehbar. Die schönen Häuserquartiere in der Innenstadt und an den Stränden stehen den trostlosen und aus allen Nähten platzenden Townships rund um die Grosstadt gegenüber. 

Wie im Flug geht die erste Woche vorüber und wir werden in Kapstadt langsam heimisch. Auf dem Tafelberg beobachten wir unser Frachtschiff beim ausladen und rätseln, welcher der Container wohl unserem Nesito für zwei Monate ein Zuhause geboten hat. Zwei Tage später stehen wir dann am Containerdepot und freuen uns, als der Zöllner beim Entladen nicht mehr als einen kurzen Blick aufs Auto wirft. Es sieht alles gut für uns aus. Nur der Stempel im Carnet fehlt und wir fahren den Zöllner zurück aufs Amt und warten auf sein OK. Doch leider, so scheint es, ist das Stempelkissen abhanden gekommen, anders können wir uns nicht erklären, warum wir noch einen weiteren Tag aufs Carnet warten müssen. Doch wir haben schliesslich Zeit und lernen Tobi und Nora kennen, die seit 20 Jahren in Neuseeland leben und genau wie wir, auf ihr Auto für eine Afrika-Tour warten. Der Stempel ist da und wir dürfen Nesito aus dem Depot steuern. Die erste Nacht campen wir im Vorgarten unseres Hostels. 

Kapstadt Waterfront Kapstadt Lions Head

Es ist Wochenende und bevor unsere Reise losgehen kann, müssen noch ein paar Altlasten aus Australien beseitigt werden. Die Bremsen am Landy müssen wir erneuern und unsere Kühlbox geht nicht mehr. Wir nutzen das Wochenende für einen Abstecher zum Kap der guten Hoffnung, spazieren zusammen mit unseren neuen Bekannten durch den Table Mountain Nationalpark und campen direkt am Meer bei Miller’s Point. Christian, ein deutscher Tourguide gesellt sich zu uns auf den Platz und wir verbringen ein gemütliches Wochenende in schöner Natur. Im Park sehen wir auch schon die ersten Tiere. Paviane, Vogelsträusse und Pinguine. 

Jackass Pinguin Kapregion

Am Montag klappern wir Garage um Garage ab und niemand scheint Zeit für unsere Bremsen zu haben. Wir holen die Ersatzteile selber ab und haben dann doch noch Glück, als sich eine Schrauberwerkstatt unseren Bremsen annimmt. Jetzt fehlt nur noch die Kühlbox. Nach einigen vergeblichen Versuchen brechen wir die Sache aber vorerst ab. Schliesslich sind wir nun bald schon zwei Wochen in Südafrika und es juckt uns, endlich loszufahren. 

So zieht es uns über Stellenbosch, der zweitältesten Stadt Südafrikas and die Südküste. Endlich leeren sich die Strassen vor uns und wir fahren durch Wein- und Getreidefelder soweit das Auge reicht. Im Bontebok Nationalpark verbringen wir dann zwei entspannte Tage und erkunden die Tierwelt zu Fuss. 

Bontebok Camp Bontebok Nationalpark

Heute wollen wir noch mal einen Versuch wagen, unseren Kühlschrank zu reparieren. Im kleinen Städtchen Swellendam haben wir Glück und treffen auf Flip, einen Buren, der hier im Dorf so was wie „Mädchen für alles“ ist. Schnell ist beschlossen, Flip kann die Sache regeln. „Bis Montag habt ihr den Kühlschrank zurück und ein neuer Kompressor ist eingebaut“. Wir zweifeln, ob das wirklich so schnell geht, aber Flip ist uns auf Anhieb sympathisch und wir sind froh, an ihn geraten zu sein. Im Workshop wird gleich losgelegt und Flip schustert uns ein perfektes Wochenendprogramm zusammen. Seine vielen Tipps, was man in dieser Gegend alles anschauen soll, nehmen wir gerne an, auch wenn wir für sein Programm statt ein Wochenende wohl zwei Wochen gebraucht hätten. Bei seinem Lieblingsmetzger decken wir uns mit allerlei Leckereien ein, damit wir für ein echtes Braai (Asado, oder eben Grillfest) bereit sind. 

Flips Reiseroute folgend, fahren wir durchs Landesinnere an idyllischen Städtchen vorbei, über schöne Pässe, durch Halbwüsten und äh… sind wir hier im Appenzell? Die Landschaft ändert ständig. Auf der Route 62 (ja die hat wirklich etwas von der Route 66 in den Staaten) sollen wir bei Ronny’s Sex Shop eine Pause einlegen… Aber hier finden wir keine Beate Uhse Artikel, sondern nur Ronny, der sich dachte mit dem Wort SEX auf der Anzeigetafel alle Bikers und Truckies auf der Strecke zu einem kühlen Bier überreden zu können. Und die Masche zieht auch bei uns. Im Gartenbeizli trinken wir ein Bierchen als sich ein Holländerpärchen (Anne und Guus), das per Motorrad durch Südafrika reist, zu uns an den Tisch setzt. Wir plaudern den ganzen Nachmittag und als es eindunkelt, beschliessen wir, Flips Übernachtungstipp anzunehmen. Anne und Guus kommen gleich mit und wir fahren in den Warmwaterberg Nationalpark, wo heisse Quellen auf uns warten. Zusammen mieten wir ein Bathhouse mit zwei Zimmern und so gibt’s heute also statt Campen ein Zimmer mit heisser Badewanne, auch nicht schlecht.

Nach so viel Wellness und Badesprudel brauchen wir ein wenig sportliche Betätigung und besichtigen die Cango Caves. Wir buchen eine Adventure Tour und denken uns nichts dabei. Die Tour entpuppt sich dann als wirkliches Abenteuer, als wir durch 20cm schmale Ritzen und Tunnels klettern, ohne Licht oder andere Hilfsmittel. Also, wir haben gelernt: Wenn in Südafrika Abenteuer geschrieben steht, steckt auch ein Abenteuer dahinter ;-)

In Oudtshoorn findet man hunderte von Straussenfarmen und die ulkigen Tiere sind wirklich interessant anzusehen. Doch es ist schon Montag und wir rufen Flip zur Sicherheit mal an, wie weit er mit der Kühlbox ist. „Alles fertig, ihr könnt sie abholen!“. Wow, da haben wir Flip wohl unterschätzt und freuen uns riesig über die gute Nachricht. Beim Abholen erklärt uns Flip, er würde uns nichts für die Reperatur verrechnen… „This is Africa! Enjoy your trip!“. Wir sind sprachlos und dankbar. Beim Einbauen bricht aber dann die Gaszufuhr des Kühlschrankes an einer anderen Stelle und wir müssen schon wieder bei Flips Workshop antanzen. Diesmal dauert die Reparatur einen ganzen Tag und da man die Kühlbox so nicht mehr reparieren kann, muss eine neue Lösung her. Flip und seine Mitarbeiter zaubern uns ein neues Kühlgerät und als es ums zahlen geht, will er wieder nichts von Geld wissen. Ein Geschenk für Flip und ein kleiner Obolus fürs Material hat uns die ganze Reparatur gekostet und gewonnen haben wir eine wertvolle neue Bekanntschaft.

Ostrich Farm Oudtshoorn Cango Caves

Hier unten im Süden ist der Herbst schnell eingezogen. Die Nächte werden eisig kalt und wir haben beschlossen, Südafrika zu einem späteren Zeitpunkt (oder wenn die Temperaturen wieder erträglich sind) genau zu erkunden. Unsere grobe Route führt nun erst einmal nach Namibia und Botswana, wo jetzt ideale Zeit für Tiererkundung ist. Darum machen wir in Swellendam kehrt und düsen quer durch die Gegend zurück nach Kapstadt und gegen Norden. 

Swartberg Region

Aber zu hetzen brauchen wir ja nicht und so geht’s erst mal für einen Abstecher in die Cedarberge. Hier in den Tälern der Cedarberge wächst der leckere Roibuschtee und daneben auch Wein und Zitrusfrüchte. Wir machen eine 4x4 Tour durchs Gebirge, in einsame Täler und durch winzige Dörfer. Hier ist es noch wie vor hundert Jahren, die Menschen leben nur von dem, was das Feld und der Garten einbringen. Neugierig schauen die Leute aus den Häusern, winken uns lächelnd zu. Beim Wandern machen wir dann Bekanntschaft mit den etwas unfreundlicheren Bewohnern der Gegend, den Schlangen. Hier scheint es nur so von Puffottern zu wimmeln…

Von einem Südafrikaner haben wir einen Tipp bekommen, der Küste entlang auf einem Offroadtrack gegen Norden zu fahren. Und sein Tipp war wertvoll. Nach ein paar Fehlversuchen finden wir endlich die Zufahrtsstrasse zur Küste. Es ist schon recht spät und wir müssen uns langsam auf die Suche nach einem sicheren und womöglich auch schönen Schlafplatz machen. Die Piste ist rau und wellblechig. Wir packen die erste Möglichkeit und nehmen einen kleinen Pfad runter an den Strand. Wir staunen nicht schlecht, was wir dort unten finden. Ein weisser Landrover steht schön geparkt vor uns. Das französische Paar (Bruno und Veronique) kommt gleich vom Strand her auf uns zu und wir finden heraus, die beiden waren ebenfalls ein halbes Jahr in Australien und kommen soeben aus Südamerika… Sie sind ebenfalls auf dem Weg nach Namibia und fanden dieses verborgene Plätzchen auch dank einer Empfehlung. Was für ein Zufall! Wir verbringen einen schönen Abend zusammen, schwelgen in Erinnerungen an vergangene Reisen und träumen von dem, was vor uns liegt. Am nächsten Tag machen wir uns weiter auf den Weg entlang der Küstenstrasse. Bruno und Veronique werden wir sicher bald wieder irgendwo antreffen… die beiden scheinen die gleiche Nase für Übernachtungsplätze zu haben ;-)

Nach einem Monat Südafrika blicken wir auf viele schöne Momente zurück und freuen uns schon, wieder in dieses tolle Reiseland zurückzukommen und es (bei erträglicher Temperatur) ausgiebig zu erkunden. Jetzt freuen wir uns aber erst einmal auf Namibia: viele Tiere, endlose Natur und hoffentlich schöne Bekanntschaften… wir sind gespannt.