nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Durch die Namib Region
Reisebericht vom 24.05.2011 bis 06.06.2011, Südafrika, Namibia
Highlights: Westküste Südafrikas, Springbok, Richtersveld NP, Orange River, Ai-Ais, Fish River Canyon, Lüderitz, Namib-Rand NP, Sossus Vlei, Namib-Naukluft NP

Nach sonnigen Tagen und Bilderbuchplätzen an der Westküste Südafrikas, werden wir heute Morgen von einer stockdichten Wolkendecke und eisiger Gischt aus dem Schlaf geholt. Der gestern noch so lauschige Übernachtungsplatz zeigt sich heute richtig ungemütlich. Nichtswieweg von hier!

Über Wellblechpisten erreichen wir Springbok, letzte Versorgungsstation vor der Grenze nach Namibia. Hier stocken wir unsere Vorräte auf und gönnen Nesito einen Ölwechsel, der schon länger überfällig war. In einer top-modernen Garage findet man Zeit für uns und wir staunen über die Art und Weise, wie Südafrikaner diesen Job erledigen.  Ab und zu beißen wir uns ganz schön auf die Lippen, als wir sehen, wie die Leute hier rumhantieren. Die Hälfte des Öls verdünnisiert sich nach x-maligem Umfüllen irgendwo im Boden. Gut, haben wir noch ein paar Liter Reserve dabei!

In Springbok lernen wir den Schweizer Thomas kennen, der Namibia wie seine Westentasche kennt und ein paar spannende Geschichten auf Lager hat. Auch treffen wir hier wieder auf Bruno und Veroniue, das Franzosen-Päarchen, das wir an der Küste kennen gelernt haben. Wie klein die Welt doch ist!

In einer Offroadzeitschrift stoßen wir auf den Bericht einer 4x4-Tour durch die südafrikanische Bergregion zum Richtersveld Nationalpark. Ein harter Offroad Track soll dem Orange River entlang und über verschiedene Pässe zu diesem Nationalpark führen, von wo wir dann per Ponton über den Oranje-Fluss nach Namibia kommen sollen. Klingt verlockend, und wir brechen schon am nächsten Tag zur südafrikanischen Grenzstadt, wo der Trip beginnen soll, auf. 

Offroad Track zum Richtersveld NP

Der Oranje Fluss bildet eine natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern. In der sonst sehr schönen, aber kargen Landschaft, schlängelt sich ein grüner Band durch die Trockenheit. Über den Helskloof Pass geht es immer tiefer in die Bergwelt hinein. Die Strecke wird immer beschwerlicher und durch das viele Wasser der letzten Wochen, ist nicht nur der Oranje auf eine beachtliche Größe gewachsen, sondern auch viele Teile des Pfads sind ausgewaschen oder weggespült. 

In Eksteenfontein, einem winzigen Nama-Bergdorf winken uns die Leute lächelnd zu. Ab jetzt wird der Trail steil und felsig und wir brauchen zweieinhalb Tage für gerade mal 60 Kilometer. Der Track gleicht jetzt eher einem Wanderweg, manchmal verliert sich die Spur im Nirgendwo und wir brauchen lange, bis wir wieder auf Kurs sind. Dafür werden wir mit wunderbaren Aussichten auf die umliegende Bergwelt und tollen Übernachtungsplätzen belohnt, wo wir nachts Sterne zählen.

Wir atmen tief durch, als wir die letzte Bergkette hinter uns lassen. Von Kuboes, der ersten Ortschaft nach drei Tagen, geht’s auf gutem Schotter in den offiziellen Teil des Richtersveld Nationalparks. Dort erwarten uns zerklüftete Lavalandschaften, weite Sandebenen und ein paar ruhige Tage am Orange-River.

Offroad Track zum Richtersveld NP Oranje River

In Sendelingsdrift werden wir freundlich vom Zollbeamten empfangen. Die Frage, ob wir hier unser Carnet abstempeln müssen, artet in einem stündigen Telefonmarathon aus. Südafrika, Namibia, Botswana, Lesotho und Swaziland bilden eine Zollunion und nach unseren Infos, brauchen wir das Carnet nicht erneut abzustempeln. Leider weiß hier niemand Bescheid und auch jegliche Telefonate des Beamten enden in einem Schulterzucken. Irgendwann gibt er auf und wir einigen uns darauf, das Carnet nicht abzustempeln. 

Eine kleine Pontonfähre bringt uns über den Fluss nach Namibia. Das Grenzpozedere hier ist unkompliziert und dauert gerade einmal zehn Minuten.

Am Orange River legen wir noch einen Anglerstopp ein, bevor es weiter nach Ai-Ais geht, wo 65 Grad heißes Wasser aus einer Quelle sprudelt. Nach einer Woche ohne Dusche kommt das nicht ungelegen. 

Ponton-Fähre nach Namibia Hot Springs in Ai-Ais

In Ai-Ais treffen wir auf Melanie und Duncan, zwei Landyfahrer aus London, die seit einem Jahr in Kapstadt leben und uns viel Interessantes über das Leben als Ausländer in Südafrika berichten.

Aufgeweicht und sauber, es haben sich wohl schon langsam Schwimmhäute an den Zehen gebildet, liegt das erste Highlight Namibias vor uns. Der Fish River Canyon ist nach dem Grand Canyon der Zweitgrößte der Welt und die Aussichten auf diese gigantischen Furchen und Windungen sind wirklich fantastisch.

Fish River Canyon

Im Canyon Roadhouse finden wir ein uriges Restaurant, ein schönes Camp und treffen abends auf Lilli und Steffen. Die beiden Deutschen sind in ihrem Landcruiser die Westroute nach Namibia runter gefahren und bringen uns ganz durcheinander mit ihrer Schwärmerei über Westafrika. Schließlich hatten wir ja geplant, auf der Ostseite nach Europa zu fahren… Mal sehen, wo es uns am Ende hin verschlägt.

Kilometerstand 200'000: Zack, der Keilriemen fliegt uns um die Ohren. Hat Land Rover dem Riemen etwa eine Zeitschaltuhr eingebaut? Gut haben wir Ersatz dabei und so machen wir uns am Straßenrand gleich an die Arbeit. An der gut befahrenen Strasse nach Lüderitz dauert es keine zehn Minuten und schon wursteln acht weitere Hände in Nesitos Innenleben herum. Vier schwarze Jungs wissen gleich, wo es anzupacken gilt und so würgen und zerren wir alle zusammen… und Schwupp, der neue Riemen ist drin. Als wir Bier und Cola als Dank anbieten, lehnen alle sofort ab. „This is Africa“, das ist doch selbstverständlich, lautet die Antwort und wir winken ihnen dankbar hinterher. 

Das wilde Campen wird uns durch die endlosen Zäune immer etwas erschwert und da unsere Vorräte immer kläglicher aussehen, machen wir einen Stopp im kleinen Dorf Aus. Das Dorf soll zwar mal ein Internierungslager für Deutsches Militär gewesen sein, doch wir finden eine durchwegs schwarze Bevölkerung. Abends spazieren wir durch das stockfinstere Dörfchen, ein Halleluja-Chor hallt uns von weitem her, sonst nur friedliche Ruhe.

Lüderitz, ein typisch deutsch-namibisches Städtchen macht auf uns einen gemütlichen, aber etwas skurrilen Eindruck. Der Ort liegt in einer schönen Bucht gelegen an der ansonsten trostlosen und wilden Atlantikküste. Trotz der deutschen Bäckerei und Wursttheke findet man auf der Strasse vorwiegend Menschen schwarzer Hautfarbe. Hier gibt’s alles, was das Herz begehrt und wir können unsere Vorräte wieder richtig aufstocken. 

Lüderitz Nama Kinder

Von Lüderitz aus fahren wir Inlands durch die weiße Namib nordwärts, vorbei an eindrücklichen, aber unwirtlichen Wüsten und trockenen, mit Büschen übersäten Savannen. Im Namib-Rand Nationalpark treffen wir auf Herden Oryx-Antilopen, Springböcke, Zebras und andere Namib-Bewohner, die sich von unserer Gegenwart nicht weiter stören lassen. 

Wir übernachten an schönen, wilden Plätzen. Nachts grunzts, quickts und röhrts es um uns herum, aber der geräuschvolle Nachbar lässt sich die ganze Nacht nicht blicken.

Hinter den Oryx-Herden tauchen die ersten roten Sanddünen auf. Die weiße weicht immer mehr der roten Namib und schon bald erreichen wir Sesriem, der Ausgangspunkt in die weltbekannte Dünenlandschaft der Sossus Vlei. Über die Landschaft, die nun vor uns liegt, kann man eigentlich gar nicht viele Worte verlieren, sie ist einfach grandios. 

Sossus Vlei

Nach diesen traumhaften Bildern lassen wir den Tag auf dem Sesriem Desert Camp bei Braai und Rotwein ausklingen. Herrliches Namibia!