nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Von Iguazu nach Cordoba
Reisebericht vom 25.09. - 17.10.2005, Argentinien
Highlights: Iguazu, Posadas, Corrientes, Saenz Pena, Miramar, Cordoba

Von Andrea:

Nach den grossartigen Augenblicken in Iguazu steht unser erster Grenzübertritt bevor. Wir haben uns vorgenommen, für einen Tag nach Paraguay, besser gesagt nach Ciudad del Este zu reisen, um ein paar Schnäppchen zu jagen. Um nach Paraguay zu gelangen, muss zuerst der argentinische, dann der brasilianische und erst schlussendlich der paraguayanische Stempel eingeholt werden. Für uns im Landy ist das ein Tagesvorhaben. Kurzerhand entschliessen wir also, den Ausflug im Collectivo zu machen.

Die grösste Schmugglerstadt Südamerikas

Ciudad del Este, eine höllische Schmugglerstadt, bestehend nur aus Baracken und unter der Last der Waren zusammenbrechenden Ständen. Jeder verkauft in tausendfacher Wiederholung alles was blinkt, funkelt, klingelt, Strom verbraucht, riecht oder einen Namen hat, sei es echt oder gefälscht. Für uns eine fremde Welt, denn Preise sind hier nirgends angeschrieben. Feilschen ist eine Kunst, die wir erst noch erlernen müssen.

Wir finden ein neues Ladegerät für unsere Kamera und noch allerhand anderen Krimskrams, wie zum Beispiel einen Weltempfänger und einen kleinen Radio-Fernseher. Alles zum Schnäppchenpreis versteht sich, und so sind wir am Abend nur froh, heil und mit viel Neuem zurück nach Puerto Iguazu zu kommen.

Die Provinz Missiones haben wir nun ausgiebig erkundet. Sie wird uns zweifellos immer als eine der Schönsten Argentiniens in Erinnerung bleiben. Doch für uns ist es Zeit, eine weitere Etappe zu fahren. Es soll nach Salta, Tucuman gehen, haben wir uns gedacht. Wir fahren in den nächsten Tagen ziemlich lange Strecken, durchqueren die Provinz Corrientes und merken, dass es hier für uns nicht so einfach sein wird, einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Uns bleibt, wegen der endlosen Zäune rund um jeden schönen Fleck des Landes nur die Tankstelle, der Camping oder die Gastfreundschaft der Menschen.

Camping ist in Argentinien ein weit reichender Begriff. Vielerorts sind Campings Syndikate irgendwelcher Arbeiterklassen oder anderen Gruppierungen. Generell wird auf vielen Campings gar nicht übernachtet, sondern nur bei Tageslicht gefeiert und Asado gegrillt. Wir werden nicht immer aufgenommen, und uns vergeht die Lust an diesen Plätzen ziemlich schnell. So sind wir also auf die Hilfe und Gastfreundschaft der Estanzieros angewiesen und fragen uns für ein schönes Schlafplätzchen durch die Provinz. Oft werden wir sofort aufgenommen. Die Menschen sind generell sehr hilfsbereit.

Ein Paradies für uns allein

In der Nähe von Resistencia lassen uns Zully und Enrique sogar völlig alleine auf ihrem Grundstück. So haben wir für eine Nacht ein eigenes kleines Paradies gefunden. Wir können diese Gastfreundschaft kaum fassen und wissen nicht, wie wir uns bedanken sollen.

Nur bei der indigenen Bevölkerung sind wir bis jetzt fast immer auf Ablehnung gestossen. Die Menschen sind sehr zurückhaltend und nehmen uns nicht auf. Wir können diesen Umstand aber auch irgendwie verstehen. Schade ist der trotzdem für uns, denn hier oben nimmt die indigene Bevölkerung stark zu, und so stellen wir es uns immer schwieriger vor, mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen.

In Saenz Peña finden wir mal wieder ein Plätzchen, um ein wenig auszuspannen. Das Reisen ist wunderschön aber auch intensiv. So sind wir froh, hier unser Zelt gleich drei Tage aufgeschlagen lassen zu können. Wir finden endlich wieder Zeit, unsere Tagebucheinträge zu führen, schreiben Briefe und spannen aus.

Hier entscheiden wir dann auch, unsere Route zu ändern. Im Februar steht nämlich der Besuch von Anitas und Martins Eltern an. So werden wir den nördlichsten Teil des Landes im nächsten Frühjahr erkunden.

Meteoriten und Mar Chiquita

Unser Weg soll uns nach Cordoba führen, wo wir unseren beiden Reisevehikeln einen Service gönnen wollen. Dazu durchqueren wir den argentinischen Chaco, eine unwirkliche Gegend, in der vorwiegend Indios ein Plätzchen zum Leben gefunden haben. Wir sind fassungslos, über das Elend in dieser Gegend. Die Menschen hier leben in ihrem eigenen Dreck, die Hoffnungslosigkeit ist allgegenwärtig. Hier übernachten wir auf dem Campo del Cielo. Vor über 6000 Jahren, soll hier ein schwerer Meteoritenniedergang viele Krater in die Erde gerissen haben. Die grössten dieser Meteoriten seien noch auf dem Feld. Wir sind begeistert und machen uns auf den Weg. Dort angekommen, sagt uns ein alkoholisierter Indio, man müsse die Steine erst ausgraben und die Toilette auf dem Platz sei auch nicht geputzt. Wir wundern uns ein weiteres Mal über die Haltung der Menschen dort und schlagen unser Zelt im Park auf.

In Santiago del Estero ist der Anblick nicht weniger erschreckend. Auch hier, in der unfruchtbarsten Gegend des Landes, leben nur Indios, vertrieben aus ihrem eigenen Land, in ihrem Dreck dahinvegetierend. Wir haben Pech und wählen eine Strasse, die gerade in Bearbeitung ist. Diese 100 Kilometer haben wir uns etwas angenehmer vorgestellt. Wir enden in einem unglaublichen Sandgestöber und jede Ritze unserer handgefertigten Geländewagen saugt den hauchfeinen Staub auf. Unsere Autos sind nach diesen 100 Kilometern mit Dreck zubetoniert.

Wir machen einen kleinen Umweg ans Mar Chiquita. Der Name klingt viel versprechend. Dort wollen wir ein paar Tage campen und im salzhaltigen Wasser des Sees baden. Miramar soll im Sommer ein total überlaufenes Ferienparadies der Argentinier sein. Für uns schwer verständlich. Wir finden einen See mit grüner Grütze, der das Wasser schäumend an den Strand spült. Auch die Campingplätze haben die besten Jahre längst hinter sich. Wir sind enttäuscht über die entgangene Badegelegenheit, finden aber doch noch ein Plätzchen und ein wenig Ruhe.

Inspektion unserer Lieblinge

Unsere zwei Land Rover sehnen sich nach einer gründlichen Inspektion und nach einer Waschanlage. Wir entscheiden uns, nach Cordoba zu fahren. Erfolglos suchen wir einen sicheren Platz zum campen, bevor wir am nächsten Morgen in die Landygarage gehen. Uns bleibt nur noch die Jugendherberge. Enttäuscht beziehen wir ein Vierbettzimmer im Backpackers. Uns allen ist sofort klar, in unserem Dachzelt fühlen wir uns um Längen wohler. Wir sind nur froh, nicht immer auf solche Jugendherbergen angewiesen zu sein.

In der Maipu Automotores Garage überlassen wir unsere beiden Lieblinge Gaucho und Pajarito ihrem Schicksal. Sie werden auf Herz und Nieren geprüft, und wir müssen also die nächsten vier Tage ohne sie auskommen. Unser Glück, dass Cordoba die günstigste Stadt Argentiniens ist. Wir buchen ein Zimmer für umgerechnet 15 Franken pro Paar. So geniessen wir ein paar Tage das Leben in der Stadt. Wir bummeln in den Strassen Cordobas, kaufen uns einen neuen Schlafsack, weil der alte und teure unbrauchbar war, fertigen uns ein Schweizerkreuz an, das wir dann an unsere Autos schrauben und lassen es uns gut gehen.

Nach vier Tagen freuen wir uns aber nur noch darauf, wieder in unserem „Zuhause" leben zu können. Wir holen Gaucho und Pajarito ab, die jetzt bereit für die nächsten 10 000 Kilometer sind.

Für einen Tag machen wir einen Ausflug ins nahe gelegene Villa Carlos Paz, einem Ferienort an einem schönen Stausee. Wir haben in Cordoba noch Strümpfe für unsere Coleman-Lampen bestellt und suchen die Innenstadt am nächsten Tag ein letztes Mal auf.

Die Anden lassen grüssen

Jetzt ist es aber wirklich Zeit, die Stadt zu verlassen, und so fahren wir über eine wunderschöne Passstrasse nach Mina Clavero. Das erste Mal erleben wir unsere Geländefahrzeuge in grosser Höhe und müssen schon ziemlich auf die Tube drücken. Wir staunen über die imposante Landschaft und finden uns plötzlich in einer dichten Nebeldecke wieder.

Kurz vor Sonnenuntergang ist die gesamte Gebirgskette in ein tiefes Rot getaucht und wir sind froh, einen schönen Platz für die nächsten Tage gefunden zu haben. Hier in Mina Clavero gewöhnen wir uns wieder langsam an das Leben im Landy. Es ist doch einfach nirgends so schön wie in unserem Reisevehikel, da sind wir uns alle einig!