nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

Eine Familie auf 12 Rädern unterwegs
Reisebericht vom 21.02.2006 - 10.03.2006, Argentinien und Chile
Highlights: Argentinien, Mendoza, San Juan, Chile, Maitencillo, Valparaiso, Besuch der Eltern von Anita und Martin (Ganzes NWW Team)

Urs und Bea, die Eltern von Martin und Anita kommen nach Argentinien zu Besuch und möchten drei Wochen zusammen mit uns verbringen. Mit unseren beiden Landys und einem Mietauto machen wir im Sechserpack Argentinien und Chile unsicher.

Der Kreis schliesst sich in Mendoza

Schon vor Monaten haben wir mit Bea und Urs, den Eltern von Anita und Martin abgemacht, dass sie uns in Argentinien besuchen kommen. Um den Termin einhalten zu können, mussten wir uns in den letzten Wochen bei unserer Tour durch Chile einwenig beeilen. Wir wollten ein paar Tage vor ihrem Eintreffen in Mendoza sein. Da würden wir auch Andrea und Martin von unserem Team Pajarito seit fast zwei Monaten wieder einmal sehen. Anita war schon seit Tagen aufgeregt und freute sich gewaltig auf die kommende Zeit.

Gemeinsam trafen wir die letzten Vorbereitungen und überlegten uns, was wir zusammen im Sechserbund während den kommenden drei Wochen unternehmen könnten. Auf jeden Fall wollten wir unsere Familie bei Beto, Alicia und Soledad (Freunde vom Camping Kallue) vorstellen. Und weil sie da auch Cabañas (Ferienhäuschen) vermieten, war es für uns klar, dass wir die ersten Tage dort verbringen werden.

Dann war es endlich soweit. Heute sollen Urs und Bea in Mendoza landen. Um diesen Event nicht zu verschlafen stellten wir zum ersten Mal seit Monaten wieder den Wecker. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen, denn Anita konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ihr gingen tausend Dinge durch den Kopf: „Was ist, wenn sie den Anschlussflug in Madrid oder Buenos Aires nicht erwischt haben, oder die Piloten in Argentinien wieder einmal streiken? Hoffentlich ist der Flug über den Atlantik nicht zu unruhig, und es klappt alles.“

Herzlich Willkommen in Argentinien!

Früh morgens kurz nach sechs sind wir aus unseren Schlafsäcken gekrochen und bereiteten uns und unsere Landys auf die bevorstehende Ankunft vor. Die Anspannung war uns allen auf den Gesichtern abzulesen. Als wir am Flughafen ankamen konnten wir die Flugnummer, welche uns Urs noch mitgeteilt hat, nirgends entdecken. Die Dame am Informationsschalter zuckte nur mit den Schultern. Dieser Flug gibt es nur Montag, Mittwoch und Freitag. Heute ist Dienstag – stecken Urs und Bea etwa in Buenos Aires fest? Anitas Befürchtung schien Realität zu werden. Doch am Check-In Schalter konnte man uns dann Entwarnung geben. Unser Besuch aus der Schweiz wurde automatisch auf den anderen Flug umgebucht. Der würde aber erst am Nachmittag eintreffen. Es blieb uns also noch etwas Zeit um unsere Landys auf Hochglanz zu bringen.

Wieder am Flughafen angelangt landete die Maschine kurz darauf und wir warteten sehnsüchtig auf das Wiedersehen von Martin und Anitas Eltern entgegen. Mit einem breiten Lächeln kamen die Beiden fast als letzte aus der Empfangshalle. „Willkommen in Argentinien – Endlich seid ihr da!“ Nach über acht Monaten konnten wir sie wieder in die Arme schliessen.

Auf dem Camping Kallue angekommen, warteten bereits Beto und alle anderen, um die Schweizer Gäste willkomen zu heissen. Obwohl Urs und Bea vom Flug sichtlich Müde waren, hielten sie tapfer bis spät in die Nacht durch und kosteten die ersten Stunden des Wiedersehens tüchtig aus.

Der Urlaub beginnt

Schon tags darauf holten wir den reservierten Mietwagen für die Touren der kommenden Wochen am Flughafen ab, obschon wir Bea und Urs in den ersten Tagen noch etwas schonen wollten. Wir unternahmen kleinere Ausflüge in Mendoza und der Gegend. Die meiste Zeit unterhielten wir uns über unsere Erlebnisse und was zu Hause so alles passierte seitdem wir weg sind. Nach fünf Tagen fühlte unser Besuch anklimatisiert und ausgeruht, dass wir die bevorstehende Rundreise in Angriff nehmen konnten. Doch bevor es soweit war, wollten wir ihnen einen beträchtlichen Teil argentinischer Kultur natürlich nicht weiter vorenthalten – das Asado. Beto hatte alles für unseren letzten Abend auf seinem Camping vorbereitet, brutzelte das Fleisch und servierte es uns in fünf Gängen auf den Tisch. Gespannt blickte er zu seinen Gästen. Während Bea es sich sichtlich schmecken liess, konnte sich Urs für diese Art argentinischer Grillkunst nicht so recht begeistern. Dennoch kostete er zum Vergnügen der Gastgeberfamilie den einen oder anderen Bissen.

Unterwegs im Dreier-Konvoi

Nun konnte es losgehen. Da unsere Landys mit einem Funk ausgerüstet waren, nahm der „kleine“ Suzuki in unsere Mitte seinen Platz ein. Als Ziel war das Valle de la Luna (Tal des Mondes) in der Nähe von San Juan. Bis zum Abend hatten wir schon eine beträchtliche Strecke hinter uns gelegt und dabei die Difunta Correa (Wallfahrtsort der Argentinier) besucht. In San Augustin de Valle Fertil wählten wir eine kleine Dreizimmerwohnung als unseren Stützpunkt für die morgige Tagestour ins Valle de la Luna.

So sieht es also auf dem Mond aus

Da das Tal des Mondes in der Nachmittagssonne am Besten seine Wirkung zeigt, konnten wir den Vormittag noch etwas ruhiger angehen. Bei schönstem Wetter kamen wir dann gerade rechtzeitig zu einer geführten Tour durchs Valle de la Luna im Nationalpark Ischigualasto an. Beim Anblick der teils bizarren Fels- und Staublandschaften, welche im Laufe von hunderten Millionen Jahre ihre heutige Form erhielten konnte man sich tatsächlich vorstellen auf dem Mond zu sein. Wäre der strahlend blaue Himmel nicht gewesen, hätte man ohne weiteres das Gefühl gehabt, man befände sich mitten in einem Schwarz-Weissfilm. Der letzte Stopp der dreistündigen Führung lieferte uns aber wieder ein komplett anderes Bild – wir standen am Fusse einer Bergkette in atemberaubend leuchtend rotem Abendlicht, welche in mir die Erinnerungen an das Glühen des Ayers Rock in Australien wachrief.

Unsere Landys erhalten eine Leibesvisitation

Mit Ischigualasto war zugleich unser nördlichster Punkt erreicht. Unterbrochen von einem Zweitages-Stopp in einem Cabaña des Hotel „El Portal“ im San Juan’s Hinterland, führte unsere Tour über den Pass von Villavicencio und Uspallata vorbei zum Aconcagua, dem höchsten Berg des amerikanischen Kontinenten. Bei der anschliessenden Grenzkontrolle in Chile wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Nebst einem Hin und Her zwischen den einzelnen Chilenischen Instanzen wurden unsere Landys auf Drogen und andere illegale Produkte wie Gemüse, Obst und Fleisch bis in die hintersten Winkel kontrolliert. Sogar ein Drogenhund versuchte sein Bestes im Innenraum. Bei den Pajaritos zeigte er plötzlich an, was gefunden zu haben. Bea stockte der Atem. Doch Fehlalarm, alles was die Drogenfahnder im Landy fanden, war eine schrumpelige Karotte, welche sich noch in der Kühlbox verirrt hatte. Diese ganze Prozedur dauerte rund vier Stunden und forderte eine Unmenge an Verständnis gegenüber der chilenischen Zollpolitik.

Auf an die Chilenische Meeresküste

Mit dem nun folgenden Teil der Reise konnten voll Bea’s Wünschen entsprechen – ein paar Tage ans Meer. In Maitencillo wurden wir fündig. Ein Schmuckstück von einem Cabaña, direkt am Strand des Südpazifiks war das Objekt unserer Begierde. Wir mieteten es gleich für eine Woche. Nun konnte ein jeder dem Nichtstun frönen und sich erholen. Zum Glück war in Chile die Ferienzeit vorbei und wir hatten Sandstrand soweit das Auge reicht beinahe für uns allein. Mit ein paar kleineren Ausflügen in der nahen Umgebung sowie kilometerweiten Spaziergänge an der Küste genossen wir die bezaubernde Gegend und die Zeit zusammen. An einem Tag führten wir dann aber doch noch einen Streifzug durch Valparaiso, einer hügeligen Hafenstadt südlich von Maitencillo. Mit steil abfallenden Kabelbahnen konnte man die Anhöhe erreichen und hatte dann eine spektakuläre Aussicht über die Stadt und den Hafen. Das emsige Treiben bei den Containerschiffen versetzte uns wieder in die Zeit, als wir die Reise in einem Frachtschiff zu diesen Kontinenten genossen. Es sind zwar erst sechs Monate seitdem vergangen, aber es kam uns wie eine halbe Ewigkeit vor.

Abschied und Aufbruch mit Chaos

Obwohl die Zeit für einen Moment stillstehen zu schien, neigte sich auch diese Woche am Meer dem Ende entgegen und wir kehrten erneut am Aconcagua vorbei zurück nach Argentinien. Wir erreichten Mendoza am Vorabend vor dem Rückflugsdatum. Die Stimmung schien fühlbar gedrückt, zu schnell sind die drei Wochen vergangen. Noch soviel hätten wir Urs und Bea von Argentinien zeigen möchten, doch dafür hätten nicht mal 3 Monate Urlaub gereicht. Mit einem letzten gemeinsamen Nachtessen in der Stadt wollten wir die Zeit zu Sechst ausklingen lassen, bevor wir am nächsten Tag zum letzten Mal in Dreierkonvoi durch die Strassen von Mendoza zum Flughafen eskortierten.

Am Flughafen angekommen stellten wir uns gleich an die beträchtliche Schlange vor dem Check-In. Wenn wir das Check-In schnell hinter uns bringen, haben wir danach umso mehr Zeit und können uns gebührend bei einem Cafe verabschieden.

Doch die argentinische Fluglinie hat uns hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es passierte über Stunden nichts am Schalter. Es gab auch keine Informationen, was eigentlich los war. An der Anzeigetafel wurde immer wieder die Abflugszeit nach hinten verschoben. Als mit Stunden Verspätung dann der Check-In losging, war das Chaos perfekt. Jeder drängte sich an der Schlange vor und wollte der erste sein. Als wir 20 Minuten vor dem letztmals verschobenen Abflugszeitpunkt immer noch in der Schlange vor dem Check-In standen, machte sich Panik in uns breit. Jetzt war handeln angesagt. Mit ein paar geschickten Tricks manövrierten wir Urs und Bea direkt an die Spitze der Schlange (die Argentinier mögen uns verzeihen…)

Und dann ging alles blitzschnell. „Los, ist müsst schnell ins Flugzeug! Sonst fliegt es noch ohne euch ab.“, rief Martin. Anstatt einer langen Verabschiedung reichte die Zeit nur noch für eine herzliche Umarmung und einen Abschiedskuss, dann verschwanden sie im Abflugsterminal.

Liebe Mama, lieber Papa,
Wir haben uns über euren Besuch sehr gefreut. Während drei Wochen erlebten wir die tollsten Sachen zusammen. Für uns war es auch sehr schön euch zeigen zu können, wie wir hier unsere Reise erleben. Leider ist die Zeit viel zu schnell vergangen und ihr seid schon wieder zu Hause. Aber wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Wiedersehen!
Anita und Martin