nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Teil II: Die Durchquerung der Simpson Desert
Reisebericht vom 02.05.2011 bis 25.05.2011, Durchquerung der Simpson-Desert
Highlights: Ayers Rock (Uluru), Rainbow Valley, Alice Springs, Old Ghan Heritage Trail, Chambers Pillar, Mt. Dare Homestead, Dalhousie Springs, Simpson Desert, Hay River Track, Plenty Highway

Da wir in den letzten Wochen auf unseren Outback-Touren soviel erlebt haben und nicht alles in einen Bericht packen konnten, gibt es nun zwei separate Reiseberichte und Fotogalerien. In diesem zweiten Bericht haben wir vor allem von unserer Challenge durch die Simpson Desert und des Hay River Tracks geschrieben. Dabei gab es viel zu schaufeln, unsere Sandbleche wurden nicht nur zur Zier mitgeschleppt und die Seilwinde konnten wir auf dieser Tour auch mal wieder testen, ob sie überhaupt noch funktioniert.

Wiedersehen in Yulara mit alten Reisebekannten aus Südamerika

Wir nutzen Yulara (Ayers Rock Resort) als eine kleine Verschnaufpause vom vielen Fahren. Wenn man über Wochen tägliche Fahrten von 8-10 Stunden unternimmt, schlaucht das einen ziemlich und man kann das Erlebte gar nicht mehr so richtig verarbeiten. So entschliessen wir uns, ein paar Tage hier zu bleiben. Wir lernen auf dem Campground zwei Holländer, Magda und Fred, kennen. Sie sind ebenfalls mit ihrem eigenen Fahrzeug hier in Australien unterwegs (www.twodutchies.com). Es gibt doch einige Traveller mehr die ihr Auto hierher verschifft haben, als wir zuerst gedacht haben. Nur verteilt sich das hier viel mehr als zum Beispiel in Südamerika.

Wir sitzen gerade im Landy als wir ein vertrautes Geräusch hören. Natürlich, das muss ebenfalls ein Land Rover sein. Und siehe da, vor uns flitzt ein weisser Landy vorbei. Kurz darauf kehrt der Landy um und schaut bei uns vorbei. Und als wir dann zuerst das Auto und nachher die Insassen sehen, trauen wir unseren Augen kaum. Das ist doch gar nicht möglich. Vor uns stehen Norman und Barbara, wir haben die beiden Engländer 2005 in Ushuaia (Argentinien) getroffen. Kann sich das einer vorstellen? Australien ist so riesig und wir befinden uns genau zur gleichen Zeit auf dem selben Campground? Wir sind immer noch sprachlos und freuen uns natürlich riesig, die Beiden zu sehen. Und wie schon so oft bei solchen Treffen, gehen Pläne über Bord, neue werden geschmiedet und während dem ich jetzt diesen Reisebericht am Schreiben bin, sitzen wir in Cairns. Hier wollten wir eigentlich gar nicht hin. Aber eben, die Geschichte folgt ja noch.

Sonnenauf- und Untergang beim Ayers Rock (Uluru)

Doch zuerst sind wir natürlich noch beim Ayers Rock und warten auf den perfekten Tag, um den Sonnenaufgang und den noch spektakuläreren Sonnenuntergang zu sehen. Zwei Tage zeigte sich das Wetter von der schlechtesten Seite und den Ayers Rock bei Regen und dicken Wolken anzuschauen, macht nun wirklich keinen Spass. Aber am dritten Tag sahen dann die Wetterprognosen vielversprechend aus und wir stellten den Wecker auf 05.00 Uhr, damit wir es zum Sonnenaufgang schafften.

Und das Ausharren hat sich mehr als gelohnt. Bei eisig kalten Temperaturen und dick eingepackt schauen wir uns den Sonnenaufgang an. Seit wir hier im Outback sind sinkt nachts das Thermometer fast auf den Gefrierpunkt, für uns sind dies endlich mal wieder anständige Temperaturen zum Schlafen. Aber wenn man so bei 2-3 Grad aufstehen muss, ist es schon ziemlich kalt. Nachdem wir wieder einwenig aufgetaut sind fahren wir zum "Cultural Centre", wo heute eine Vorführung von Aborigines stattfindet. Hier erfährt man, wie Speere und Boomerangs hergestellt werden und wie man draussen im Busch überleben kann. Wer weiss, vielleicht kann uns dies einmal sehr nützlich sein.

Selbstverständlich war aber die Hauptattraktion des Tages der legendäre Sonnenuntergang vor dem Uluru. Zusammen mit vielen anderen Touristen schauten wir uns an, wie der heilige Berg im Minutentakt an intensiver, roter Farbe zunahm. Bequem hockten wir auf der Dachbox unseres Landy, genossen einen Apéro und schossen wahrscheinlich wie beim letzten Mal so an die 300 Bilder. Aber keine Angst, wir veröffentlichen nicht alle in unserer Fotogalerie.

Am nächsten Tag geht es dann auch bei uns wieder weiter. Wir verabreden uns mit Norman und Barbara in Alice Springs. Sie machen zuerst noch eine Tour zu den Kata Tjuatas (The Olgas), welche wir bereits bei der Ankunft gesehen haben, während wir nördlich ins Rainbow Valley fahren.

Mäusealarm im Rainbow Valley

Auf dem Weg nach Alice Springs unternehmen wir wie oben erwähnt noch einen Abstecher ins Rainbow Valley. Hier befinden sich ebenfalls Felsformationen, die beim Sonnenuntergang besonders schön leuchten sollen. Und dieser Umweg hat sich wirklich mehr als gelohnt, denn die Farben leuchten so intensiv, dass man selbst beim Sonnenuntergang noch die Sonnenbrille anbehalten muss. Uns gefällt's und so beschliessen wir, hier zu campen.

Aber wie jeder Platz in Australien, hat auch dieser wieder mal einen Haken. Es scheint, als ob Australien nun eine neue Plage heimsuchen würde. Und zwar wimmelt es nur so von Mäusen sodass man beim Gehen aufpassen muss, damit man auf keine drauftrampelt. Natürlich sieht auch die Busch-Toilette (Plumsklo) dementsprechend "überbelegt" aus. Aber oh weh, sollte man sich entscheiden in die Natur zu gehen, kraxeln diese Viecher einem einfach den Hintern hoch. Während dem ich draussen am Kochen bin, muss ich ein paar Male meine Hosen abschütteln, weil die Mäuse ständig versuchen mich zu attackieren. Unsere Nachbarin ist mit der Situation auch gar nicht glücklich. Ständig hören wir sie in der Nacht herumkreischen. Ok, die Armen schlafen auch in einem Zelt. Bei uns krabbeln die Mäuse ebenfalls herum, aussen am Zeltstoff unseres Hubdachs und auf dem Dach selber. Von unserer letzten Mäuseplage haben wir gelernt und vorsichtshalber die Mäusefalle in der Nacht aufgestellt, glücklicherweise ist sie am nächsten Morgen leer. Obwohl die Aussicht wirklich toll ist, hält uns hier nichts mehr und wir fahren schnurgerade nordwärts nach Alice Springs.

Roger nimmt an einem Steak-Kontest teil, ob er die Auszeichnung bekommt?

Schon lange freute sich vor allem Roger auf Alice Springs, hatten wir diesen Ort doch noch von unserer letzten Reise in schöner Erinnerung. Aber da wir damals rund um Alice Springs schon fast alles abgeklappert hatten, nutzten wir diesmal das Kleinstädtchen vorwiegend um unsere Vorräte aufzustocken, Rebelde einen Ölwechsel zu gönnen und wieder einmal zu vernünftigen Preisen Diesel zu tanken, Ok; CHF 1.80 sind immer noch teuer aber doch einiges günstiger als die CHF 2.50 zuvor. Und natürlich war da noch der "Bo's-Saloon", wo man an einem Steak-Kontest teilnehmen konnte.

Das war natürlich der Grund, weshalb sich Roger diesmal speziell auf "Alice" freute. Wir haben uns, zusammen mit Norman und Barbara, auf dem "Stuart Caravan Park" einquartiert. Von hier aus kann man gemütlich ins Städtchen spazieren und mal so wieder richtig in Ausgang gehen und auf den Putz hauen. Wir hatten uns im "Saloon" einen Tisch für den Abend reserviert. Gesessen wird natürlich auf einem Kuhfell, wer es authentischer mag kann sich auch auf einen Pferdesattel setzen. Berühmt ist der "Saloon" für sein "800gr Big Bugger Rump Steak", wer dies aufessen mag bekommt anschliessend eine Auszeichnung. Und wer Roger kennt weiss, dass er von diesen Teilen gleich zwei ohne Probleme essen könnte. Im Nu ist das Steak inklusive Pommes und Salat verdrückt und die Saloon-Crew überreicht ihm das Zertifikat. Als er dann noch ein Dessert bestellt sind selbst die Aussies etwas irritiert. Na ja, Roger schlägt sie alle.

Aufbruch zu unserem bislang grössten Abenteuer in Australien

Nach zwei Tagen in Alice Springs sind wir bereit für unsere nächste Expedition. Mit zwei Land Rover geht es nun ab in die Simpson Desert. Wir wissen bereits, dass die komplette Durchquerung von den "Dalhousie Springs" bis nach "Birdsville" nicht möglich sein wird, da vor Birdsville alles komplett überschwemmt ist. Wir brechen trotzdem auf. Täglich haben wir die Pistenzustände im Internet überprüft, ob sich vielleicht doch noch etwas ändern würde. Leider ist der Teil vor Birdsville auch am Tag unserer Abreise immer noch gesperrt. Wir haben wettermässig wirklich das schlimmste Jahr für unsere Australien-Reise ausgesucht. Aber hätte es nicht soviel geregnet, wären die meisten Tracks ja in einem ordentlichen Zustand und wir hätten nicht soviel zu schreiben. Deshalb geht das schon in Ordnung.

Nun sind wir also bereit für unser nächstes Abenteuer. Die Funkgeräte werden noch eingerichtet damit wir uns unterwegs gut verständigen können und dann geht es los. Wir wählen um nach Süden zu kommen zuerst den "Old Ghan Heritage Trail". Dies ist ein historischer Track welcher der alten Eisenbahnstrecke des "Old Ghan" folgt. Natürlich sind die Gleise weg, aber die gefährlichen Nägel stecken immer noch im Boden. Von hier aus machen wir einen Abstecher zum "Chambers Pillar", einem Sandsteinturm und selbstverständlich darf ein Posieren beim Monument, welches den geographischen Mittelpunkt Australiens kennzeichnet, nicht fehlen.

David wird zu unserem Retter in der Not

Am nächsten Tag erreichen wir "Mt. Dare", eine alter Rinderfarm die zu einem Pub/Hotel/Camping umfunktioniert wurde. Reisende nutzen diesen Ort vor allem um ein letztes Mal warm zu duschen, Informationen über die aktuellen Pistenzustände zu bekommen und natürlich ein letztes Bier im Pub zu genehmigen. Wir sind natürlich auch genau wegen diesen drei Gründen hier.

Wir erkundigen uns im Pub ob es nun wirklich keine Möglichkeit geben würde, um nach Birdsville zu fahren. Vielfach sind die Informationen im Internet auch nicht immer tagaktuell und meistens bekommt man vor Ort sowieso die besten Auskünfte. Lachend teilt man uns mit, dass es doch einen Weg geben würde. Das tönt doch schon mal gut und wir hören interessiert zu. Mit australischem Humor erklärt man uns dann: Um nach Birdsville zu gelangen braucht ihr entweder einen Helikopter oder eine Tauchausrüstung *ha-ha*. Die Überschwemmungen hätten das Ausmass eines Ozeans angenommen und es würde noch Monate dauern, bis die Strecke passierbar wäre. Die Wahrheit ist hart und wir haben verstanden, es ist eine Sackgasse - der EINZIGE Weg hinein ist auch der DERSELBE wieder hinaus. So steht es im Internet und auch beim Einfahrtsschild in die Simpson Desert. Aber ich habe das natürlich bewusst so geschrieben, denn am Schluss unserer Geschichte wird es anders im Internet stehen.

Wir "höcklen" am Abend mit Norman und Barbara zusammen, zerbrechen uns über den Landkarten die Köpfe und überlegen, was wir jetzt machen sollen. Es gibt einige Wege hinaus aus der Simpson Desert, aber die bleiben teilweise das ganze Jahr über geschlossen, weil sie von den Überschwemmungen zerstört sind. Und dann findet Roger den "Hay River Track" auf der Karte. Dieser Track führt vom "Poeppel Corner" (an dieser Ecke treffen die drei Bundesstaaten Northern Territory, South Australia und Queensland zusammen) hinauf in den nördlichen Teil der Simpson Desert. Komisch, von dieser Piste haben wir noch nie etwas gehört und die wurde im Internet auch nicht erwähnt, als wir jeweils die Pistenzustände kontrolliert haben.

Wir geben noch nicht auf und marschieren wieder zurück ins Pub. David, der Besitzer vom Mt. Dare Homestead, setzt sich zu uns an den Tisch. Wir fragen ihn ob er den "Hay River Track" kenne und wie es da aussehen würde. Na ja, gefahren wäre er diese Strecke noch nie und bei diesen 500km würde es sich um Privatland handeln. Das "Hay River" Gebiet gehört einer Aboriginal-Familie, welche lange Zeit für ihre Rechte gekämpft hat und dieses Land erst vor ein paar Jahren zugesprochen bekamen. Man darf da zwar durchfahren, muss jedoch drei Monate vor Reiseantritt ein Permit beantragen und es würde CHF 125.00 pro Fahrzeug kosten. Drei Monate – Oh Nein. Aber wie schon so oft hier in Australien lernen wir zur richtigen Zeit die richtigen Leute kennen. Und so meint David, dass der Landbesitzer ein guter Freund von ihm wäre und wir das bestimmt irgendwie geregelt bekommen. Das sind doch tolle Aussichten. Wenn das nur klappen würde, voller Hoffnung gehen wir schlafen.

Am nächsten Morgen treffen wir uns dann wieder mit David. Freudig schwenkt er einen Stapel Papiere in seiner Hand und meint: Hei – ich habe eure Permit-Antragspapiere per Mail erhalten. Wir müssen fünf verschiedene Formulare ausfüllen (pro Fahrzeug versteht sich), hoffentlich haben wir nachher keinen Kaufvertrag unterschrieben. Aber zum Glück sind wir ja mit zwei Engländer unterwegs, die würden das Kleingedruckte schon verstehen.

Nach zwei Stunden Papierkram ist alles erledigt, die Antragsformulare werden gefaxt, wir bezahlen die Zeche und am Nachmittag bekommen wir das GO. Die Permits sind hier. Wir sind David unendlich dankbar für seine Hilfe. Er hat das Ganze unentgeltlich für uns gemacht. Denn normalerweise muss man diese Permits in Alice Springs beim "Land Council" beantragen und dies war wirklich nur eine absolute Ausnahme. Wir tanken ein letztes Mal auf, die Dieselpreise von CHF 2.20 schmerzen uns heute ausnahmsweise mal nicht, zu gross ist die Freude. Dann starten wir definitiv unseren Trip. Von Mt. Dare fahren wir zuerst in den "Witjira National Park" mit den berühmten heissen Quellen der "Dalhousie Springs". Hier bleiben wir eine Nacht und baden in den Naturquellen.

Die Durchquerung der Simpson Desert auf der French-Line

Und da dieser Bericht ja vor allem von unserer Durchquerung der Simpson Desert handelt und die Meisten zu Hause gar nicht wissen, was denn hier so besonders sein soll, folgt hier eine kurze Erklärung. Die Simpson Desert ist das grösste Sanddünen-System von Australien. Hier befinden sich 1100 Parallel-Dünen, für die komplette Durchquerung muss man 600 von diesen meistern. Ebenfalls soll es in der Simpson Desert den rötlichsten Sand von Australien geben. Aber die beste Erklärung hat uns Oliver gegeben. Für einen Bergsteiger ist es das Grösste, einmal in seinem Leben den Mt. Everest zu besteigen, für einen Australier ist es das Grösste, einmal in seinem Leben durch die Simpson Desert zu fahren. Da wir es ja sowieso nie auf den Mt. Everest schaffen, tönt die Simpson Desert für uns doch schon vielversprechender.

Man kann verschiedene Pisten durch die Simpson nehmen, die schwierigste mit den anspruchsvollsten Dünen ist die "French Line". Das ist nun unser Ziel. Roger und mir wird es zwar schon etwas mulmig. Schliesslich sind wir mit unserem 130er nicht gerade ein Federgewicht und wenn Rebelde mit Diesel und Wasser vollbeladen ist, schaffen wir es schon auf ein Kampfgewicht von 3,2t. Aber wir sind mit zwei Wüstenprofis unterwegs, das wird schon klappen.

Jetzt müssen nur noch unsere Sand-Flaggen an der Bull-Bar montiert werden und dann können wir die Dünen unter die Räder nehmen. Sand-Flaggen sind hier obligatorisch, weil es zuvor schon viele Unfälle gegeben hat als zwei Fahrzeuge auf einer Dünenspitze zusammengekracht sind. Mit dieser Flagge sieht man ein entgegenkommendes Fahrzeug rechtzeitig und kann entsprechend reagieren.

Und dann folgen sie endlich, die ersten Sanddünen. Im Minutentakt geht es rauf und runter. Anfangs sind es eher Sandhügel und für uns eine gute Übung Dann werden sie etwas höher, aber auch das ging problemlos. Um ehrlich zu sagen, es war schon fast einwenig langweilig. Aber am dritten Tag wurde es dann immer tiefsandiger und einiges schwieriger die Dünen zu fahren. Natürlich haben wir uns dann auch ein paar Male verbuddelt. Unser Problem war, dass sich Rebeldes längerer Radstand vor allem bei den spitzen Dünen bemerkbar machte und wir mit dem Chassis in der Mitte des Landys aufgebockt sind. Aber ab hier beginnt ja erst der Spass. Zum Teil hat sich unser Sand Lover bis unter die Achse eingegraben und das hiess mal eine Weile ganz schön tief schaufeln. Aber das Lässige an dieser Tour war ja, dass wir mit einem anderen Fahrzeug unterwegs waren. Norman hatte dann jedes Mal einen riesigen Spass seinen neugekauften "Snatch Strap" auszuprobieren und uns aus dem Sand zu ziehen. Vier Tage später erreichten wir ohne grosse Probleme den "Poeppel Corner". Von diesem Punkt aus hätten wir jetzt wieder umkehren müssen, wären wir nicht im Besitz des Permits für den "Hay River Track".

Und wenn die bisherige Tour auf der Simpson Desert ausser ein paar Male schaufeln ziemlich einfach war, werden wir den anschliessenden Track unser Leben lang bestimmt nie mehr vergessen.

Der "Hay River Track", eine Challenge

David hat uns, als er uns das Permit ausgedruckt hatte, noch 250 Waypoints mitgegeben die wir in unser GPS speichern konnten, die aktuellsten waren von 2006. Er meinte ebenfalls, dass der Weg etwas zugewachsen sein könnte. Na ja, oft haben wir nun erlebt dass die Australier etwas zur Übertreibung neigen, aber diesmal haben wir uns regelrecht täuschen lassen, denn das war die Untertreibung des Jahres. Beim "Poeppel Corner" befindet sich eine Karte mit allen möglichen Tracks, ausser natürlich dem "Hay River Track", dieser wird mit keinem Wort erwähnt.

Wir folgen mal einer Spur die zu einem Salzsee führt. Unser Weg würde gemäss Karte genau durch diesen Salzsee führen, da er aber zu nass ist, müssen wir eine Umfahrung machen. Um jetzt das Ganze etwas abzukürzen, zwei Tage versuchten wir den Salzsee zu umfahren. Man fährt stundenlang durch Büsche, muss selber einen Weg über Dünen finden, darf die Orientierung nicht verlieren und als Norman mit seinem Landy einen Hang hinunterrutscht und im Salzsee stecken bleibt, heisst es nur nicht die Nerven verlieren. Der Hang bestand teilweise aus tiefen Sand und riesigen Löchern und so war es auch für uns nicht einfach, ihn da wieder hinauszuziehen. Aber immerhin konnten wir uns so mal bei ihm revanchieren fürs Schleppen über die Sanddünen.

Wir fahren nur noch nach GPS-Koordinaten und finden am dritten Tag endlich auf der anderen Seite eines weiteren Salzsees eine Art Fahrspur. Das könnte der "Hay River Track" sein. Aber um dahin zu kommen müssen wir den Salzsee durchqueren, es sind nur etwa 100m. Wir laufen es ab und es sieht eigentlich ziemlich trocken aus. Wir fahren voraus und schon nach wenigen Metern sacken wir mit Rebelde voll ein und können weder vor- noch rückwärts fahren. Wir stecken bis zu den Achsen im Schlamm. In einem Salzsee festzusitzen ist wahrscheinlich das versch.... was einem passieren kann. Norman und Barbara versuchen einen anderen Weg zu nehmen, aber auch sie sinken ein. Ok, es gibt noch eine versch..... Situation als vorher, nämlich wenn zwei Landys im Salzsee steckenbleiben. Jetzt heisst es einen kühlen Kopf bewahren, die Situation zu analysieren und dann besprechen, wie es weitergeht.

Wir beschliessen zuerst den anderen Landy ans trockene Ufer zu bringen, unser Mobil ist zu tief eingegraben. Stundenlang schaufeln wir zu dritt, mehr Schaufeln haben wir nicht dabei. Sandbleche werden gelegt und so bringen wir den Landy Meter um Meter heraus. Man kann sich nicht vorstellen wie anstrengend das ist, wenn man stundenlang schweren Schlamm schaufeln muss. Als wir endlich den Landy ans Ufer gebracht haben, kommt Rebelde an die Reihe. Auch hier muss mal wieder eine Weile geschaufelt werden, aber nur mit Sandblech legen schaffen wir es nicht hinaus, immer wieder sinken wir ein, da der Untergrund nun mittlerweile richtig nass ist. Wir müssen zusätzlich unsere Seilwinde zur Hilfe nehmen und so klappt es endlich, wenn auch nur ganz langsam. Als wir beide Fahrzeuge auf der anderen Seite haben ist die Freude grenzenlos. Wir haben es geschafft, HUUURRRRAAA. Und vor uns liegt der Track, Wahnsinn. Für ein paar Minuten fahren wir dieser Spur entlang und dann folgt schon der nächste Salzsee. Nein, nein, nicht mit uns. Keine 10 Pferde bringen uns dazu nochmals durch einen Salzsee zu fahren.

Wir suchen uns selber eine Umfahrung und streifen wieder durch Büsche, müssen diesmal auch ein paar tiefe Löcher zuschaufeln und schaffen es dann irgendwie, auf die andere Seite. Wir sind erledigt, todmüde und trotzdem richtig glücklich. Denn immerhin haben wir wieder einen Weg vor uns, welchen wir am nächsten Tag in Angriff nehmen können. Habe ich nicht mal erwähnt dass David uns mitteilte, dass der Track etwas zugewachsen sein könnte? Na ja, diesen Spruch vergessen wir bestimmt auch nicht mehr. Am nächsten Tag fahren wir ein paar wenige Kilometer auf dieser Spur als wir auf dem Gipfel eines kleinen Berges ankommen und sehen, dass der Weg unter uns komplett weg gespült wurde, mit anderen Worten, es sieht aus wie eine Schlucht. Hier müssen wir endgültig entscheiden ob wir weiterfahren oder umkehren sollen, denn wenn wir da runter fahren wird uns schnell bewusst, dass es keine Chance gibt wieder hinauf zu fahren, es ist viel zu steil.

Wir nehmen das Risiko in Kauf und entscheiden uns, runter zu fahren. Denn der Weg zurück ist auch nicht viel attraktiver. Aber immerhin geht es ab hier jetzt etwas schneller vorwärts als zuvor. Ab und zu sehen wir sogar spurenähnliche Rillen im Boden, dann müssen wir wieder durch meterhohe Büsche fahren. Es tut uns jedesmal richtig weh anzuhören, wie die Büsche mit einem lauten Quietschen an Rebeldes Lack entlang schleifen. Er sieht schon etwas mitgenommen aus, beide Seiten sind komplett zerkratzt. Aber er kämpft sich tapfer durch. Nicht eine Sekunde hat er uns im Stich gelassen, egal in was für einer auswegslosen Situation wir auch waren. Und dann nach 11 Tagen sehen wir zwei Fahrzeuge vor uns. Die Erleichterung ist riesig. Als wir aussteigen lernen wir nun den Besitzer des "Hay River" Gebietes höchstpersönlich kennen. Lindsey, ein überaus sympathischer Aborigine, stellt uns seine ganze Familie vor. "Ihr müsst die Vier von Mt. Dare sein", meint er. Er konnte es selber nicht fassen dass wir es hierher geschafft haben und sagte: "Viele vor euch haben es versucht und sind umgekehrt". Na ja, das haben wir gemerkt, sonst wäre es für uns ja auch nicht so schwierig gewesen. Er klärt uns auf dass wir jetzt das Schwierigste hinter uns hätten und nun ihren Spuren folgen könnten. In einem Tag würden wir dann den Plenty Highway erreichen. Das sind ja super Nachrichten.

Und dann, nach 12 Tagen erreichen wir den Plenty Highway (ebenfalls eine Schotterstrasse die den Namen Highway jedoch wirklich verdient), wo wir als Erstes gleich einen Britz 4x4 Camper sehen. Hurra, wir sind wieder in der Zivilisation, doch irgendwie sind wir auch einwenig traurig dass es jetzt vorbei ist. Wir Vier fahren zusammen auf eine Cattle-Station (eine Rinderfarm) und lassen die letzten Tage Revue passieren. Am Abend sitzen wir am Lagerfeuer, brutzeln "Marroni" und sind unendlich froh, dass wir die ganze Tour ohne grössere Probleme überstanden haben. So ein Trip schweisst extrem zusammen und wir wollen uns hier noch nicht auftrennen.

Goodbye Norman und Barbara

Norman meint, dass wir uns "würdig" verabschieden müssen, nicht einfach so auf einer Staubstrasse. So rattern wir zusammen weitere 1000km bis ins Outback-Städtchen Winton, campen gleich neben einer Bar und lassen es uns richtig gut gehen. Hier haben wir auch wieder Internet und nur aus Jux schaue ich mal nach bei "www.exploreoz.com" was bei den Pistenkonditionen über die Simpson Desert geschrieben steht und siehe da: NEU: Access and exit to the Simpson Desert is via Dalhousie or the Hay River Track. Kaum hatten wir diesen Track passiert wurde es gleich im Internet angepasst. Zwei Landys haben es geschafft, darauf wird gleich nochmals angestossen.

Am nächsten Tag folgt dann aber doch der grosse Abschied. Ihre Reise geht weiter nach Brisbane und unsere nach Cairns. Hei ihr Beiden, es war toll mit euch zu reisen und wer weiss, wo sich wohl das nächste Mal unsere Wege kreuzen werden? Bestimmt wieder irgendwo auf eine Staubpiste... ;-))

Ferien in Cairns

Und nun sind wir in Cairns angekommen. Das war eigentlich gar nicht geplant aber nach so vielen Wochen im Outback kann man sich nicht vorstellen wie schön es ist, mal wieder Palmen, einen grünen Rasen, Berge und das Meer zu sehen. Deshalb haben wir uns entschlossen diesen Abstecher an die Ostküste zu machen. Unser Landy ist von Kokosnuss-Palmen umsäumt, die Hängematte ist aufgespannt und wir geniessen den Luxus eines 5-Sterne Caravan Resorts. Hier hecken wir wieder neue Touren aus, obwohl uns nicht mehr viel Zeit in Australien bleibt. In zwei Monaten wird Rebelde von Darwin aus nach Kapstadt verschifft und bis dahin, geht's bei uns noch einmal quer durch den Kontinenten zurück nach Nordwest-Australien. Denn das Beste, soll man sich ja bekanntlich für den Schluss aufsparen.