nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Argentiniens Norden - Von Buenos Aires nach Puerto Iguazu
Reisebericht vom 25.09.2005 - 17.10.2005, Nordargentinien
Highlights: Buenos Aires, Mercedes, Corrientes, Posadas, Salto Mocona, Puerto Iguazu

Nach unseren letzten administrativen Vorbereitungen in Buenos Aires konnten wir es kaum mehr erwarten, endlich loszufahren. Unsere erste Etappe führte uns in den Norden Argentiniens zu den berühmten Wasserfällen von Iguazu. Doch zuerst hiess es den Klauen der argentinischen Polizei-Korruption zu entkommen.

Polizei-Korruption à la discretion

Sonntagmorgen, 09.00 Uhr, strahlend blauer Himmel, eine reibungslose Wohnungsübergabe hinter uns (dauerte gerade mal eine Minute) brachen wir auf um endlich Argentinien zu entdecken. Schon wenige Kilometer von der Stadt entfernt zogen wunderbare Landschaften an uns vorüber. Sorgenfrei ging die Fahrt bis wir an die erste Polizeikontrolle in Entre Rios kamen.

Wir haben schon viele Horrorgeschichten gehört und jeder teilte uns in Buenos Aires mit: "Seid bloss vorsichtig vor der argentinischen Polizei". Als erstes wurden Martin und Andrea angehalten und kontrolliert. Kein Problem, sie konnten weiterfahren. Dann kamen wir an die Reihe. Misstrauisch begutachtete der Polizist unser Auto, schlich herum und stellte dann anschliessend fest, dass unsere Anhängerkupplung in Argentinien verboten sei. So ein Seich, die meisten Pick-Up Fahrer besitzen solche Kupplungen und bei denen ist es kein Problem.

Trotzdem mussten wir mit auf die Polizeistation und wurden dem Stationskommandanten vorgeführt. Er erklärte uns, dass dies ein schweres Vergehen sei und wir die Höchstbusse von 286 Pesos (ca. CHF 130) bezahlen müssen, was wir nicht kampflos hingenommen haben. Aufgebracht vor Wut sprudelten die spanischen Vokabeln nur so aus uns heraus. Weil wir nicht den vollen Betrag bezahlen wollten hofften wir auf sein mathematisches Unwissen und schlugen ihm vor den Betrag in verschiedenen Währungen zu bezahlen. Mit 50 US-Dollar und ein paar Pesos bewaffnet kamen wir wieder zurück.

Kritisch schaute er die 50 USD-Note an und meinte schliesslich, dass dies Falschgeld sei. Erst als wir lautstark protestierten zog er einen weiteren Kollegen hinzu und dann diskutierten sie ewig, ob die Note jetzt echt sei oder nicht. Nach einigem Hin und Her konnten wir schliesslich gehen. Als er uns dann noch nachrannte und meinte, dass unsere Scheinwerfer auch nicht erlaubt wären und dies nochmals 10 USD kosten würde, machten wir uns aus dem Staub. Wir waren ziemlich verärgert, dass uns dies bereits am ersten Tag passieren musste. Später erfuhren wir von Einheimischen, dass dies die schlimmste und korrupteste Polizeikontrolle von ganz Argentinien wäre. Diese Erfahrung wird uns sicher für weitere Kontrollen von Nutzen sein.

Die erste Nacht im Zelt

Nach diesem Erlebnis hiess es dann ziemlich schnell einen Schlafplatz suchen, da es schon bald eindunkelte. Dies stellt sich jedoch als relativ schwierig heraus, obwohl Argentinien ein riesiges Land ist. Das ganze Land ist eingezäunt und es gibt wenig Möglichkeiten, wild zu campen. Also gingen wir zu einer Estancia (Bauernhof) und fragten nach, ob wir bei ihnen übernachten durften. Sie waren ziemlich überrascht, wahrscheinlich waren wir die ersten die danach fragten. Prompt willigten sie ein und wir schlugen unser Zelt neben ihrem Haus auf. Hier fühlten wir uns sicher. Zwei Hunde bewachten unseren Landy, da kann doch gar nichts passieren. Am nächsten Tag erhielten wir eine Hofbesichtigung. Jetzt wurde uns klar, weshalb wir etwas merkwürdig rochen. Unser Nachtlager war auf einer Schweinefarm.

Weiter ging die Fahrt zum Nationalpark „El Palmar“. Unendlich viele Palmen säumten diesen schönen Park. Als wir in einen Seitenweg einbogen, sprang auf einmal ein junges Füchslein vor den Landy von Martin und Andrea. So herzig, es wollte gar nicht mehr von uns fort gehen. Kurz darauf kam dann aber schon die Mutter und sah nach dem Rechten.

„Die Thermalquellen von Federacion müsst ihr unbedingt besichtigen!“ haben uns die Einheimischen mitgeteilt. Also machten wir uns auf den Weg. Endlich mal wieder richtig heiss baden, darauf freuten wir uns riesig. Kaum waren wir bei den verschiedenen Wärmepools angelangt, zog ein starkes Gewitter auf. Es donnerte und blitzte so stark, dass ein ausgiebiges Baden bald zu gefährlich wurde, da sich die meisten Quellen im Freien befanden. Bei unseren Landys angekommen, bot sich uns ein Bild wie aus einer Tagesschau-Szene. Viele Strassen schienen wie weggefegt, da diese nicht geteert waren. Überall sammelte sich Wasser und vor uns lagen nur noch Schlammpisten. Ja, endlich hatten wir unsere ersten Wasserdurchfahrten.

Wir hofften dass es im Norden etwas besser wurde und fuhren deshalb weiter. Auf einer Estancia fanden wir dann erneut einen Unterschlupf. Es ist unglaublich, wie nett diese Menschen hier sind. Sie beherbergten uns als ob wir gute Bekannte von ihnen wären. Wir durften ihr Bad benutzen und als sie erfuhren, dass wir im Zelt schlafen würden, wollten sie sogar ihr Haus zur Übernachtung anbieten. Wir schliefen dann aber doch in unseren Zelten. Als wir am Abend dann alle zusammen auf ihrer Veranda sassen und Mate tranken, erleuchtete sich auf einmal die ganze Wiese. Tausende von Glühwürmchen tummelten sich im Gras und es sah so aus, als ob eine riesige Lichterkette ihr Land umzingelte. Die Stimmung, die dieser Anblick bot, war einzigartig.

Bei uns wird es nie langweilig

Unser nächstes Ziel waren die Sümpfe von Iberá. Als wir nach dem Strassenzustand fragten teilte man uns mit: „Es gibt eine Asphaltstrasse und für euer Auto ist es sowieso kein Problem.“ Also, dann kann es ja losgehen. Martin und Andrea fuhren bereits voraus, da Roger und ich noch etwas zu erledigen hatten. Die Strasse, welche wir vorfanden, bestand nur aus Wellblechpiste, Schlag- und Schlammlöchern. Waren wir falsch? Gemäss GPS musste es dieser Weg sein, es gab keinen anderen. Das kann ja lustig werden: 140 km holperiges Fahrvergnügen lag vor uns. Aber wir hatten ja Zeit. Nach ca. zwei Stunden fragte ich Roger etwas besorgt, ob unsere Federung dies aushalten würde. Als wir zu Hause die neuen Blattfedern montierten hatte der Garagenbesitzer keine passende Aufhängung mehr vorraetig. Er gab uns eine Kürzere und meinte, dass dies kein Problem sein werde und diese auf jeden Fall auch halten würde. Wir glaubten ihm. 5 Minuten, nachdem ich die Frage gestellt hatte, gab es einen heftigen Ruck, und das Auto sackte hinten nach unten. Gott sei Dank waren wir nicht schnell unterwegs, und es zog uns nur rechts an den Strassenrand. Das ist bestimmt ein Platten. Beim Nachschauen entdeckte Roger dann ziemlich schnell das Problem: die Aufhängung war gerissen und die Blattfeder am Boden. Auweia, jetzt hatten wir ein Problem.

Wir sind kilometerweit im Niemandsland und mit Martin und Andrea haben wir am Abend auf dem Campingplatz abgemacht. Dieser lag ca. 30 Kilometer von uns entfernt. Chancenlos da heute noch hinzukommen. Wir hielten ein vorbeifahrendes Auto an und gaben eine Nachricht für Martin und Andrea mit, dass wir es heute nicht mehr schaffen würden. Ansonsten würden sie sich sicher Sorgen machen. Was wir machen sollten, wussten wir auch nicht. Jedenfalls im Zelt oder Auto schlafen, konnten wir so nicht. Also irgendwie mussten wir hier weg. Roger befestigte die Blattfeder mit einem Spannset. Ob es so halten würde, war uns ungewiss, aber wir versuchten es. Mit 10km/h holperten wir so über die Schotterpiste. Als wir dann die ersten Lichter sahen, war jedem von uns die Erleichterung anzusehen. Jetzt nur noch auf den Camping, der Rest ist egal. Eine uralte Brücke wo teilweise die Balken fehlten, versetzte uns den letzten Adrenalinkick. Auf dem Camping angekommen, erhielten wir eine Nachricht von Martin und Andrea, sie seien weitergegangen, da es ihnen hier nicht gefiel. Nein, nicht das auch noch. Zwar teilten sie uns ihre neuen GPS-Koordinaten mit, aber dahin konnten wir beim besten Willen nicht mehr. Wir mussten bleiben. Auf einmal tauchten aus der Ferne uns bekannte Scheinwerfer auf. Es war Pajarito. Waren wir froh… Sie waren auch völlig aufgelöst und hatten sich riesige Sorgen gemacht. Da sie nicht mehr auf dem Camping waren, hatten sie unsere Nachricht nicht erhalten. Weil es schon spät war, begannen sie uns zu suchen. Also gab es doch noch ein Happy End nach diesem anstrengenden Tag. In einer kleinen Werkstatt konnte man uns ein Provisorium machen damit wir so in die nächst grössere Stadt fahren konnten, um unseren Gaucho wieder flott zu kriegen.

Auf der Suche nach den Wasserfällen

Nach den Jesuiten-Ruinen von Missiones ging es weiter zum Wasserfall von Moconá. Dieser ist insofern speziell, da dieser Wasserfall nicht quer zum Fluss wie jeder andere, sondern der Länge nach abfallend ist. Ein weiterer Reiz bestand darin, dass man dahin nur mit einem Allradfahrzeug gelangen konnte. Hier würde es sicher nicht viele Touristen geben. Dem war dann auch so. Wir waren beinahe alleine auf dem Camping. Vielleicht auch deshalb, weil der Wasserfall gar nicht zu sehen war. In den vergangenen Tagen regnete es so stark, dass der Fluss zuviel Wasser führte und die Fälle unter Wasser waren. Tja, immerhin war die Fahrt dahin genial. Da es am nächsten Tag wieder regnete, konnten wir nicht zurückfahren und mussten gezwungenermaßen länger bleiben.

Roger und ich sassen gerade im Landy, als Andrea zu uns kam und sagte: „Hey schaut mal, da vorne ist der gleiche Landy wie Pajarito. Sogar die Sandbleche sind gleich montiert, und das Dachzelt ist auch noch dasselbe. Sowas ist doch gar nicht möglich! Als wir nachsahen, waren wir wirklich sprachlos. Der Landy parkte gleich vor Pajarito und das Beste kam noch: Nummernschild CH / BE… Steffi und Mario aus dem Kanton Bern waren auf dem gleichen Weg wie wir. Wir hatten uns eine Menge zu erzählen und plauderten so den ganzen Tag. Am Abend kochten wir dann alle gemütlich zusammen. Wie klein doch die Welt ist. Hoffentlich werden wir sie wieder einmal an einem solchen Örtchen treffen…

Wir haben unsere schönsten Wasserfälle gefunden

Nun war unser erstes Etappenziel in greifbarer Nähe. Die berühmten Wasserfälle von Iguazu und eine der grössten Sehenswürdigkeiten Südamerikas. Das Wetter machte uns diesmal keinen Strich durch die Rechnung, und bei angenehmen 45 Grad besichtigten wir die Fälle. Dieses Schauspiel kann man gar nicht in Worte fassen. Da die Wasserfälle fast doppelt soviel Wasser wie normal führten, sah es noch imposanter aus. Zum Teil war es so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte.

Wie gesagt, wir können es gar nicht beschreiben nur jedem empfehlen, dies einmal selber anschauen zu gehen. Nach diesen schönen Eindrücken verliessen wir Misiones und fahren weiter Richtung Salta / Tucuman, der trockensten Region Argentiniens.