nichtswieweg... vier Abenteurer unterwegs

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Mit dem Frachtschiff nach Australien
Reisebericht vom 02.08.2010 bis 13.09.2010, Frachtschiff Tour nach Australien
Highlights: New York (USA), Savannah (USA), Kingston (Jamaika), Manzanillo (Panama), Panamakanal, Südsee, Papeete (Tahiti), Moorea, Lautoka (Fidschi), Noumea (Neukaledonien), Sydney (Australien)

Mit einem Frachtschiff der französischen Reederei «CMA» schippern wir über die Weltmeere und besichtigen einige der schönsten Flecken dieser Erde.

Wir erkunden in den USA die Staedte New York und Savannah, geniessen Jamaika und Manzanillo bei Reggae Musik, durchqueren waehrend 12 Stunden den Panamakanal und lassen unsere Seele in der Suedsee auf den Inseln Tahiti, Moorea, Fidschi und Neukaledonien baumeln, bevor die "La Tour" uns 6 Wochen spaeter wohlbehalten im Hafen von Sydney an Land bringt.

Auf dem Weg nach Le Havre

Montag – 08.34 Uhr – Hauptbahnhof Zürich, langsam schliessen sich die Türen des Intercity-Zuges und eine 10,5h-stündige Fahrt Richtung Le Havre (Frankreich) liegt vor uns. Wir können nun endlich zurücklehnen und lassen die letzten Tage Revue passieren. Viele schmerzhafte Abschiede hat es gegeben und wir wissen jetzt schon, dass wir alle zu Hause sehr vermissen werden. Aber nun heisst es für uns nach vorne schauen und wir können es doch kaum mehr erwarten, bis wir endlich auf unserem „Frachter“ sein werden. Pünktlich um 19.00 Uhr erreichen wir dann Le Havre. Das Glück scheint auf unserer Seite zu sein, diesmal war auf die französische SNCF Verlass und es gab keine Bahn Streiks.

Am nächsten Morgen gilt es dann wirklich ernst. Wir beide haben ein ziemliches Kribbeln im Bauch. Schliesslich wissen wir nicht was uns erwartet. Wie ist die Crew, die anderen Passagiere, das Schiff überhaupt? Wir werden es bald wissen und nehmen ein Taxi vom Hotel zum Hafen (Port 2000). Beim Schiff angekommen werden wir bereits erwartet. Ein grinsender Chief Officer heisst uns auf der „CMA CGM LA TOUR“ herzlich willkommen und begleitet uns hinauf zu unserer Kabine. Er erklärte uns, dass zwei Passagiere kurzfristig annulliert haben und wir deshalb die „Eigner-Kabine“ bekommen werden. Wir denken uns noch nichts dabei aber als wir aber die Kabine sehen, hört man von uns nur noch zwei laute Jauchzer. Die Kabine ist riesig und verfügt über zwei Fenster, zwei getrennte Doppelbetten, ein riesiges Badezimmer, eine Couch mit einem kleinen Tisch, sowie einen grossen Schreibtisch und eine Garderobe - für uns Luxus pur. Insbesondere wenn man bedenkt, dass es sich hier um ein Fracht- und nicht um ein Passagierschiff handelt.

Die ersten Tage auf der „La Tour“

Der Chief Officer, später erhielt er von uns wegen seinem ständigen Grinsen den Namen „Smiling Face“, führt uns einwenig herum und erklärt uns die wichtigsten Sachen. Wir erfahren ebenfalls, dass neben uns nur noch ein weiterer Passagier an Bord ist, ein alleinreisendes Girl. Roger strahlt schon übers ganze Gesicht: „Toll, jetzt bin ich hier der Hahn im Korb“. Später stellte sich dann heraus, dass es sich bei dem „Girl“ um eine 68-jährige „Schottin“ namens Carol handelt. Eine weitgereiste Lady, die nach Australien auswandert und dort ein neues Leben starten möchte. Wir verstanden uns gleich auf Anhieb super mit ihr, was für uns auch wichtig war, schliesslich werden wir eine ziemlich lange Zeit zusammen auf dem Schiff verbringen.

Man stellte uns dann die Crew vor, die hauptsächlich aus Philippinos bestand. Zudem waren noch ein Kroate, ein Slovake sowie unser Kapitän aus Montenegro an Bord. Gleich zu Beginn konnte man den herzlichen Umgang untereinander spüren, was für uns schon ein gutes Zeichen bedeutete. Gegen Abend galt es dann ernst. Das Radar begann zu drehen, man konnte die Vibrationen des Schiffes spüren, der Diesel-Geruch strömte durch die Gänge und langsam löste sich die „La Tour“ vom Festland. Bye, bye Europa, jetzt geht es endlich los mit dem Frachtschiff nach Australien.

Nachdem wir am nächsten Tag den „Security & Safety“ Test mit Erfolg bestanden hatten stand am Abend erstmals Partytime auf dem Programm. Die Philippinos sind - ebenfalls wie wir - leidenschaftliche Karaoke-Sänger. Und da sie dies schnell mitbekommen haben luden sie uns zu sich in ihren Mannschaftsraum ein. Carol, die andere Passagierin, war anfangs noch etwas zögerlich. Aber wir konnten sie überreden mitzukommen und man wird es kaum glauben, sie ist nun von diesem Virus ebenfalls befallen. Auf jeden Fall wurde an diesem Abend gesungen was die Kehlen hergaben und mit der Crew abgerockt, wobei so bereits die ersten Freundschaften geknüpft wurden.

Tags darauf stand dann ein Meeting mit dem Kapitän auf dem Programm. Er lud uns zu sich auf die Brücke ein und erklärte uns den ganzen Schiffsablauf. Wo genau wir uns auf dem Schiff bewegen dürfen, wo es zu gefährlich ist und vor allem, dass wir auf der Brücke allzeit herzlich willkommen sind, egal ob wir in einen Hafen einlaufen, bei Nacht fahren usw., wir müssen nicht mal vorher fragen. Wir können zu jeder Zeit kommen und solange bleiben wie wir möchten. WOW, was sagt man dazu? Der Kapitän liess uns ebenfalls an einer Crew-Sitzung teilnehmen, damit wir einen Einblick in den Schiffsalltag bekommen konnten. Ich glaube, wir haben hier mit unserem Kapitän das grosse Los gezogen, nicht nur dass er aussah wie eine Mischung aus „Richard Gere“ und „Terence Hill“, nein er war auch extrem hilfsbereit und stets sehr zuvorkommend.

„It’s Drill time“: das gehört ebenfalls zu einer Frachtschiffreise dazu. Auf See werden verschiedene Notfall-Szenarien trainiert, Mann über Bord, Feueralarm usw. Heute dröhnt das Schiffshorn sieben Mal kurz und zwei Mal lang zum Verlassen des Schiffes; was soviel heisst wie Schwimmwesten, Helm und Kälteschutzanzug packen und runter zur „Muster Station“ (Sammelpunkt) sputen. Von dort erhalten wir dann die nächsten Anweisungen. Für die Passagiere ist es selbstverständlich einfach, wir können einfach ins Rettungsboot sitzen und hoffen, dass die Crew wirklich gut im Eintreten eines Notfalls vorbereitet ist.

Wir sind nun bereits seit 4 Tagen unterwegs, die Transatlantik-Überquerung nach New York dauert 9 Tage. Die verbleibenden Tage nutzen wir mit Lesen auf unserem „Privatbalkon“, wir haben herrliches Wetter und die See ist für den Atlantik extrem ruhig. Zudem nutzen wir natürlich das Angebot und gehen jeden Tag auf die Brücke. Mit Victorino, dem 2nd Officer, verstehen wir uns am Besten und da er ein geborener Entertainer ist, gehen wir jeweils auf die Brücke wenn er Schicht hat. Stundenlang stecken wir unsere Köpfe über die Positionskarten und rechnen aus, wie lange es noch dauert, bis wir im nächsten Hafen sind. Victorino lehrt uns noch die alte Schule der Seefahrer. Er nimmt dann schon mal seinen Sextant hervor, geht mit uns nach draussen und zeigt uns, wie man sich früher anhand der Himmelskörper orientiert hat. Obwohl wir jeden Tag auf der Brücke sind entdecken wir immer wieder etwas Neues.

So auch heute wieder. Wir befinden uns kurz vor der Ostküste Amerikas und schauen gespannt hinaus, ob bereits Land in Sicht ist. Aber wir werden noch kein Land sehen sondern erst den Buckel eines Wales, der gleich vor dem Schiff mit dem ganzen Körper aus dem Wasser springt. Wahrscheinlich wurde er durch die Schiffsgeräusche gestört. Erstaunt schauen wir uns gegenseitig an und sind ganz aus dem Häuschen. Schnell sind alle Passagiere mit Ferngläser ausgerüstet und wir schauen dem Wal eine Weile hinterher. Noch einmal springt er aus dem Wasser, dann können wir nur noch seine Fontänen in der Weite sehen. Als die erste Aufregung vorbei ist konzentrieren wir uns wieder auf New York. Gemäss Fahrplan werden wir den Hafen gegen 23.00 Uhr erreichen und bereits am nächsten Morgen früh wieder auslaufen. Das bedeutet für uns keine Möglichkeit auf einen Landgang. Wir sind schon etwas enttäuscht, da wir uns wirklich gefreut haben die Stadt zu besichtigen. Aber so ist es nun mal auf Frachtschiffreisen, die Fracht hat Vorrang. Wir trösten uns damit, dass New York „By Night“ ja auch nicht so schlecht ist. Dann kommt der Kapitän sogleich auf die Brücke und überbringt die frohe Botschaft, dass die „La Tour“ einen weiteren Frachtauftrag bekommen hat und wir somit den vollen nächsten Tag in New York bleiben werden. Überglücklich geniessen wir nun die spektakuläre Hafeneinfahrt nach NYC, vorbei geht es an der Freiheitsstatue und dann kommen wir der Skyline von Manhattan immer näher. Unser Ankerplatz liegt direkt vor der Brooklyn-Bridge und so können wir von unserer Kabine aus die Skyline sehen, für uns definitiv ein Tausend-Dollar Schlafplatz.

Erster Landgang in New York

Am nächsten Tag um 09.00 Uhr sind wir startklar und wir warten am Hafen auf „Reverent Virginia“, welche uns in die Stadt fahren wird. In den meisten grösseren Hafen gibt es eine Christliche Institution (Seafarer Mission), welche den Seefahrern seelischen Beistand leisten. Unter anderem bieten sie aber auch einen Taxi-Service an oder haben ein Hauptzentrum, wo die Seefahrer telefonieren oder das Internet nutzen können. Uns Passagieren steht dieser Service ebenfalls zur Verfügung. OK, seelischen Beistand benötigen wir noch keinen, aber für einen Taxi-Service in die Stadt sind wir sehr dankbar. So sind wir heute also in christlicher Mission unterwegs. Pünktlich wie eine Schweizer Uhr holt uns Virginia am Hafen ab und fährt uns zum Times Square. Um 15.00 Uhr wird sie uns hier wieder abholen, damit wir es rechtzeitig zurück aufs Schiff schaffen. Jeweils 2 Stunden bevor das Schiff ablegt müssen wir wieder an Bord sein, da sich der Fahrplan jederzeit ändern kann. Nun geniessen wir unsere freie Zeit in New York. Wir schlendern dem Times Square entlang und fahren mit der Metro zum „Ground Zero“ um zu sehen, wie es nun 9 Jahre nach dem Anschlag aussieht. In diesem riesigen Loch wird nun kräftig gebaut und es wird in Zukunft das höchste Gebäude von New York entstehen, dem Peace Tower. Da wir schon ein paar Male in New York waren hetzen wir nicht von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, sondern nutzen die verbleibende Zeit einwenig um die Füsse zu vertreten.

Zur verabredeten Zeit warten wir dann auf Virginia. Aber sie kommt und kommt nicht. Carol und ich werden langsam etwas nervös. Wir rufen sie ein paar Male an und sie meint, sie wäre gleich da. Ansonsten hätten wir uns sicherlich entschlossen ein öffentliches Taxi zu nehmen. Tja, aus 15.00 Uhr wird dann 16.30 Uhr und wir befinden uns mitten im Abendverkehr. Unser Schiff sollte planmässig um 18.00 Uhr auslaufen aber gerade heute sind sie früher fertig und bereits um 17.00 Uhr startklar. Während Virginia in rassigem Tempo versucht dem Stau auszuweichen, ruft der „Chief Officer“ von unserem Schiff ständig an um nachzufragen, wo wir denn bleiben. Oh je, es wird knapp - wir sehen uns schon mit dem Bus nach Savannah fahren, dem nächsten Anlegestopp unseres Frachters. Mit einer anderthalb stündigen Verspätung treffen wir endlich im Hafen ein. Uff, das Schiff ist noch hier. Wir klettern die Leiter zum Eingang hoch, sehen wie sie gleich hinter uns eingezogen wird und sich dann das Schiff langsam in Bewegung setzt. Dann heisst es beim Kapitän antraben! Zum Glück klärt sich die Situation schnell und wir kommen diesmal mit einem „blauen Auge“ davon.

Shopping in Savannah

Nach den ganzen Aufregungen waren wir froh über einen Tag Pause, bevor wir in Savannah (USA) einlaufen. Auch hier waren wir wieder in religiöser Mission unterwegs. Chaplain Andy von der Seafarer Mission erwartete uns bereits am Hafen. Zusammen mit Seefahrern von anderen Schiffen brachte er uns ins Hauptzentrum der Mission, zu seiner Kirche. Wir schauten schon etwas komisch drein und fragten uns, ob er uns vielleicht bekehren will. Aber nein, wir lagen falsch, im Kirchenanbau befand sich ein umfunktioniertes Internet-Café mit Telefonkabinen, sensationell hergerichtet. Wir kamen uns wie in einem Film vor. Natürlich waren wir glücklich darüber mal wieder zu surfen, sind wir auf dem Schiff doch ziemlich von der Aussenwelt abgeschottet. Als er uns fragte was wir nun machen möchten stand bei allen „Shopping“ auf dem Programm. So chauffierte er uns zu „Best-Buy“, einem riesigen Elektronik-Einkaufszentrum, wo wir die Gunst des tiefen Dollar-Kurses ausnutzen konnten. Mit Andy am Steuer schafften wir es dann diesmal auch rechtzeitig zurück aufs Schiff.

Reggae Time in Jamaika

Nun geht es weiter südwärts der Ostküste entlang Richtung Jamaika. Obwohl wir uns Mitten in der Hurricane-Zeit befinden, hatten wir bislang super Wetter und vor allem sehr ruhige See. Wir können nun immer mehr Inseln entdecken, schippern an den Bahamas vorbei und fahren nur ca. 10km an der Küste Kubas vorbei. Schon seit ein paar Tagen läuft überall auf dem Schiff Reggae-Musik, alle möchten sich auf Jamaika einstimmen. Da wir jedoch erst gegen 20.00 Uhr im Hafen von Kingston einlaufen, beschliessen wir nicht an Land zu gehen. Dafür geniessen wir desto mehr den feuerroten Sonnenuntergang über der Insel und hören dazu Bob Marley Musik.

Nach Jamaika folgt unser Schiff im karibischen Meer dem Kurs in Richtung Manzanillo/Colon (Panama). Dies wird unser letzter Stopp für die nächsten 11 Tage sein. Tagsdarauf steht der Panamakanal auf dem Programm und dann 10 Tage Pazifik pur. Wir nutzen deshalb Manzanillo als letzte Einkaufsmöglichkeit und besorgen Rum und Leckereien für die bevorstehende Schiffs-Grillparty.

Durchquerung des Panama Kanals

Heute steht das Highlight unserer Schiffstour schlechthin auf dem Programm - die Durchquerung des Panama-Kanals. Schon um 05.00 Uhr morgens stehen wir auf der Brücke und geniessen für einmal den Sonnenaufgang bei tropisch heissen Temperaturen. Die „Pilots“ sind bereits an Bord, wir müssen nur noch auf ein Slot warten damit wir zur ersten Schleuse fahren können. Um 07.00 Uhr geht es dann los. Langsam schippern wir zur Schleuse „Gatun“, welche uns innerhalb von 2 Stunden 24m höher auf das Niveau des „Lake Gatun“ transportieren wird. Der Panamakanal ist 64km lang und verfügt insgesamt über drei Schleusenkompositionen. Die erste, welche wir soeben passiert haben, ist die Grösste von ihnen, eine Dreifachschleuse. Wir sind vollkommen fasziniert wie das ganze System funktioniert. Es handelt sich hier um eine Millimeter-Arbeit und unser Schiff füllt die Schleusen vollkommen aus, sodass man mit der Hand den Rand berühren könnte. Auf jeder Seite des Randes sind mehrere Lokomotiven auf einer Art Zahnradbahn und halten über Stahlseile das Schiff ständig in der Mitte der Schleuse.

Nach der ersten Schleuse fahren wir während einiger Stunden auf dem „Lake Gatun “. Die ganze Landschaft wirkt wie ein einziges Tropenparadies. Dichter Dschungel reiht sich auf beiden Seiten des Schiffes. Trotz der heissen Temperaturen nehmen wir unsere Liegestühle nach draussen und geniessen das Vorbeiziehen der Landschaft. Ab und zu kreuzen wir ein anderes Frachtschiff. Nachdem wir den See überquert haben gelangen wir in den eigentlichen Teil des Panama-Kanals, welcher vor rund hundert Jahren von Menschenhand aus dem Felsen gehauen wurde. Schlagartig ändert sich hier die Landschaft. Fast etwas karg wirkt die Gegend und ein starker Wind bläst einem um die Ohren. Es ist geplant den Panama-Kanal zu vergrössern, damit auch grössere Schiffe die Möglichkeit haben diesen Kanal zu passieren. Die Arbeiten sind bereits in vollem Gange. Bei uns geht es nun weiter zur nächsten Schleuse. Hier sinken wir wieder 8m tiefer und bei der letzten, einer Doppelschleuse, geht es nochmals 16m runter, bis wir wieder auf dem Niveau des Pazifiks angelangt sind.

Rund 12 Stunden dauerte die Überfahrt vom Atlantik in den Pazifik, wir durften den ganzen Tag auf der Brücke bleiben und der Crew bei der Arbeit zuschauen; sie haben alles getan damit es für uns ein unvergessliches Erlebnis wurde und wir können wirklich sagen – ein Traum wurde wahr, ein herzliches Dankeschön an die Crew der „La Tour“. Vorbei fahren wir nun an den Hochhäusern von Panama-City hinaus ins offene Meer, diesmal liegt der Pazifik vor uns und wir haben die Hälfte unserer Reisestrecke bereits hinter uns.

Grillparty auf „La Tour“

Am nächsten Tag organisierte der Kapitän als Dankeschön für die Crew eine Grillparty. Obwohl das Wetter heute überhaupt nicht mitspielte, wurde die Party dafür um so feuchtfröhlicher. Wir 3 Passagiere spendierten der Crew die Getränke und mixten an unserer „neu eröffneten“ Bar etliche Cuba Libres, was für eine nette Abwechslung sorgte. Dann hiess es für Carol und mich das Tanzbein schwingen, während die Männer beim Karaoke-Singen ihr Bestes gaben. Roger und Victorino lieferten sich heisse Gesangsduelle. Joey versorgte die Damen mit hüftschwungvollen Tanzeinlagen. Zum Glück gibt es kleine Videokameras, die unbemerkt alles aufnehmen können. Nach einem glatten Abend folgten dann ein paar ruhige Tage.

wir auf dem Pazifik sind fühlte sich das Meer von Tag zu Tag rauher an. Das Schiff verfügt über keine Stabilisatoren und so macht sich nur der kleinste Wellengang schnell bemerkbar. So sind wir dann wirklich froh, als wir 10 Tage später wieder Land in Sicht haben und den Hafen von Papeete (Tahiti) ansteuern. Da wir in Papeete noch Fracht vom vorhergehenden CMA-Schiff mitnehmen müssen, bleiben wir hier volle zwei Tage an Land, was für uns natürlich erneut sensationell ist.

Südsee Feeling in Tahiti und Moorea

Um 08.00 Uhr sind wir bereits startklar für unseren 40-minütigen Fussmarsch in die Stadt. Wir möchten hier ein Auto mieten und so die Insel erkunden. Bei HERTZ werden wir fündig. Die Automiete von US$140.00 für einen Peugeot 206 ist nicht gerade ein Schnäppchen, aber wir sind ja hier um etwas zu erleben. Dann heisst es nur noch „Pazifische Franc“ besorgen und die Inselumrundung kann starten. Tahiti stellt eigentlich nicht die typische Insel dar, wie man sie aus Südseeprospekten kennt.

Die Strände im Nordteil der Insel bestehen aus schwarzem Strand und sind nicht wirklich schön. Dafür ist die Vulkaninsel sehr gebirgig, hat viele tropische Wälder und wunderschöne Blumen. Wir machen eine kleine Wanderung zu drei verschiedenen Wasserfällen. Hier werden wir jedoch buchstäblich von den Mücken aufgefressen und flüchten daher wieder zurück in unser Auto. Unser Schiffsagent teilte uns noch mit, dass wir unbedingt nach „Tahiti Iti“, dem südlichen Teil der Insel, fahren müssen. Hier wäre es viel schöner und zudem finden in diesem Moment die „Surf Weltmeisterschaften“ statt. Gesagt – getan. Wir werden belohnt, hier sieht es schon eher nach Südsee-Traum aus. Weisse Sandstrände, meterhohe Palmen und azurblaues, glasklares Wasser. Wir haben heute jedoch keine Zeit zum Baden, wir wollen nämlich nach „Teahupoo“, zum südlichsten Punkt der Insel, wo wie gesagt die „Surf Weltmeisterschaft“ stattfindet

Über unzählige Lautsprecher verteilt kann man im ganzen Dorf die aktuellen Surfresultate hören. Eigentlich wollten wir hier ein Boot mieten und einwenig hinaus fahren um den Surfern besser zuschauen zu können, aber wir lassen es dann doch bleiben, gehen gemütlich in ein Restaurant und geniessen von dort den Ausblick aufs Geschehen. Weiter geht es dann der Westküste entlang wieder zurück nach Papeete. Als wir kurz nach 17.00 Uhr in der Stadt ankommen sind wir doch schon etwas erstaunt - alle Geschäfte sind bereits geschlossen. Ja, die Polynesier haben wirklich ein schönes Leben.

Am nächsten Tag steigen wir erneut frühzeitig aus den Federn. Wir haben für heute eine Schiffstour zur Insel „Moorea“ gebucht. Um 09.00 Uhr legt der Katamaran in Papeete ab. Schon ein komisches Gefühl, als wir an unserem Frachter vorbei fahren. Irgendwie scheint es, dass wir einfach nicht genug von Schiffen bekommen können. Aber die Fahrt dauert nicht lange und nach 30 Minuten legen wir bereits im Hafen von Moorea an. Schon von weitem können wir die Riffe und die türkisblau glitzernden Lagunen sehen. Moorea soll eine der schönsten Inseln Franz. Polynesiens sein und wir sind richtig kribbelig darauf sie zu erkunden. Zum Glück haben wir auf diese Reise unseren grossen Südsee-Führer mitgenommen und so konnten wir uns einwenig darauf einstimmen. Wir nehmen am Hafen gleich den Bus Richtung Flughafen, steigen dort aus und laufen einen Kilometer zu Fuss weiter, genau wie im Buch beschrieben. Und dann haut es uns wirklich fast aus den Socken. Vor uns liegt ein Paradies, fast für uns alleine. Nur noch ein anderes Pärchen befindet sich am angeblich schönsten Strand der Insel.

Der Strand ist so weiss und das Wasser so klar, dass wir die Sonnenbrille nicht abnehmen können. Mammamia, hier bleiben wir. Wir stürzen uns ins Wasser und geniessen dieses kleine Paradies auf Erden. Dann kraxeln wir auf einen Hügel, von wo man einen herrlichen Ausblick über das Riff und die typischen polynesischen Überwasserbungalows hat. Im Hotel „Sofitel“ gönnen wir uns an der Bar einen Drink und schauen uns nochmals das idyllische Südseepanorama an. Meine absolute Trauminsel war immer „Bora Bora“, aber ich glaube wir haben hier unser kleines Paradies gefunden. Am Abend fuhren wir mit dem Katamaran wieder zurück nach Papeete und dann kurze Zeit später legte auch unser Frachter ab, diesmal mit Ziel Lautoka (Fidschi).

Bula in Fidschi

Vier Tage dauerte die Fahrt von Tahiti nach Fidschi. Doch der letzte Tag hatte es in sich. Das Meer war so stürmisch, dass unser Schiff in alle Himmelsrichtungen schaukelte. Je nachdem wie die Wellen kamen, konnte man nicht mal mehr das Treppenhaus benützen. So kam es auch, dass wir eine schlaflose Nacht hinter uns hatten und am Morgen ziemlich erledigt aussahen. Aber als wir wieder Land unter unseren Füssen spürten war alles vergessen, die Sonne schien und wir befanden uns nun in Fidschi. Wir beschliessen, diesmal die Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen. Da Roger und ich bereits schon mal in Fidschi in den Ferien waren, kennen wir eigentlich die Insel und Schiffstouren haben wir in diesem Inselgebiet auch schon einige unternommen.

Also bleiben wir heute in Lautoka, der Sugar City. Wir können vom Hafen ins Städtchen laufen. Überall ruft man uns freundlich „Bula“ zu, was soviel wie Hallo bedeutet. Irgendwie scheint es als ob wir die einzigen Touristen hier wären. Lautoka besteht zu 2/3 aus indischer Bevölkerung. Die Menschen sind sehr freundlich, uns gefällt das quirlige Städtchen. Für uns wird es zum absoluten Shopping-Paradies. Alles ist so günstig, vielleicht kommt es uns auch nur so vor nach Tahiti. Auf jeden Fall müssen wir am Abend schwer schleppen, als wir uns auf den Weg zurück zum Schiff machen. Am nächsten Tag gehen wir dann nochmals raus nach Lautoka, bevor wir am Mittag auslaufen.

Letzter Stopp in Neukaledonien

Noumea (Neukaledonien) heisst unser vorletzter Stopp. Bereits um 06.00 Uhr fahren wir im Hafen ein, zeitgleich mit einem riesigen Passagierschiff. Oh nein; beim letzten Mal teilte man uns mit, dass sich die Preise jeweils verdoppeln, sobald ein Kreuzfahrtschiff in einen Hafen einläuft. Dumm gelaufen. Aber wir hatten sowieso andere Pläne und wollten nicht in der Stadt bleiben. Wir möchten einen Flug auf die „Iles des Pines“ buchen, welche als Juwel des Pazifiks bezeichnet wird. In einem Reisebüro fragen wir nach ob es zufällig noch Platz auf einer Maschine geben würde, aber wie es scheint ist alles ausgebucht. Na ja, für das haben wir ja Plan B.

Wir mieten uns erneut einen kleinen Flitzer um die Insel zu erkunden. Aber Neukaledonien ist nicht so klein wie Tahiti, einmal um die Insel herum sind schon 1200km. Deshalb fragen wir die Angestellte von AVIS, ob sie uns einen Tipp hätte wohin man gehen könnte. Sie meinte nach „Bourail“ wäre eine schöne Strecke, jedoch 4 Stunden Autofahrt hin- und zurück. Kein Problem, dahin gehen wir. In einem Supermarkt kaufen wir noch etwas zu Essen ein und starten dann unsere Tour. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, einmal sieht es aus wie australische Buschlandschaft, dann afrikanische Savanne mit riesigen Bäumen, dann wieder saftiggrüne Wiesen. Und man findet überall wunderschöne, einsame Strände.

Wir fahren zu einer alten Festung (Fort Terembe), von wo man einen guten Blick über die Umgebung hat sowie zum „Pierced Rock“, einem einsamen Felsen im Meer. In Poé findet man einen weissen, kilometerlangen Sandstrand, umgeben von Mangroven und Pinienbäumen. Da wir immer wieder Orte finden die uns gefallen, brauchen wir schliesslich 7h bis wir in Bourail eintreffen. Nun heisst es aber schleunigst wieder die Rückkehr antreten.

Am nächsten Morgen starten wir wieder früh, da wir noch die Hauptstadt etwas genauer unter die Lupe nehmen möchten. Eigentlich hätten wir um 10.00 Uhr wieder zurück auf dem Schiff sein müssen. Aber glücklicherweise trafen wir in der Stadt unseren Kapitän und er teilte uns mit, dass sie so im Verzug mit der Arbeit wären und wir nicht vor 17.00 Uhr ablegen werden. Gut für uns, so haben wir noch fast den ganzen Tag Zeit die Stadt zu erkunden. Wir spazieren durch die verschiedenen Parks, gehen auf dem lokalen Markt einkaufen, schauen den Fischern bei ihrer Arbeit zu bevor es dann endgültig heisst: Bye Bye Südsee....

„Good day, mates! Welcome to Australia“

Noch zwei Tage trennen uns von Sydney. Wir haben nun nur noch die berüchtigte Passage vor uns, worüber man uns schon ein paar tolle Geschichten bei Reiseantritt erzählte. Stürmisch soll es werden. „Ja ja“, haben wir gedacht, das ist bestimmt nur „Seemannsgarn“. Aber wir sollten uns noch täuschen. Wir kamen gerade zurück von der Schiffs Bye-Bye Party als der Sturm losfegte.

Wir lagen beide im Bett als wir einen lauten Knall hörten und das Schiff zu beben anfing. Es hörte sich an als ob Container ins Meer gestürzt wären. Zudem begann der Frachter auf alle Seiten heftig zu schaukeln. An Schlafen war gar nicht mehr zu denken. Immer neue Erschütterungen folgten, es tönte so als ob das Schiff auseinander brechen würde. Und dann stellt man sich auf einmal Horrorszenarien vor; was - wenn wir es nicht bis Sydney schaffen? Vor lauter Angst traute ich mich nicht mal aus dem Fenster zu schauen. Die Erschütterungen gingen die ganze Nacht weiter.

Erst in den frühen Morgenstunden beruhigte sich die See wieder einwenig. Als wir beim Frühstück sassen, konnte man den anderen ebenfalls ansehen, dass sie nicht viel geschlafen haben. Kurze Zeit später fragten wir auf der Brücke nach, was denn los war. Tja, die Wellen wären über die Container hereingebrochen und dies erzeugte die Erschütterungen. Zum Glück habe ich nicht zum Fenster hinausgeschaut.

Für den letzten Tag sparte sich dann aber das Meer traumhafte „Sailing-Verhältnisse“ für uns auf, spiegelglatt wie auf einem kleinen See sah es aus. Für uns heisst es nun packen und uns langsam mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass wir Morgen unser „neu“ gewordenes zu Hause verlassen müssen. Wie jeden Abend „höcklen“ wir nach dem Abendessen noch etwas länger beisammen und „quaslen“. So auch wieder heute Abend. Lindo, unser Messman, der uns die ganze Zeit über wie Könige bediente und uns jeden nur erdenklichen Wunsch von den Augen ablas, setzte sich mit einer Flasche Wein an unseren Tisch und meinte: „Freunde, lasst uns auf eine unvergessliche Reise anstossen“. Das machen wir noch so gerne, denn das war es auf jeden Fall. Und so geniessen wir unseren letzten Abend auf der „La Tour“.

Am nächsten Morgen heisst es dann unsere kurzen Kleider gegen Pullover und Jacke austauschen. Eisige Temperaturen empfangen uns in Down Under. Es ist 06.00 Uhr und wir laufen langsam in den Hafen von „Port Botany“ ein. Durch den grauen Nebel entdecken wir bereits den Sydney Tower. Wir können es immer noch nicht fassen. WUAPUUUUUU – wir sind in Australien! Die Immigration und Quarantäne-Kontrolle gehen dann ziemlich schnell über die Bühne und die Jungs vom Zoll begrüssen uns mit einem kräftigen Handschlag und sagen: „Welcome to Australia!“

Dann heisst es endgültig Abschied nehmen von der Crew. Wir tauschen fleissig E-Mail Adressen aus, umarmen einander ein letztes Mal und klettern dann mit unserem Gepäck die Leiter runter. Noch einmal winken wir unserem Schiff zu, bevor uns ein Shuttle-Bus der „Seafarer Mission“ nach Sydney fährt. DOWN UNDER – Wir kommen...!